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Feuer und Flamme fürs Geschworenengericht

■ Krawalle in Schwarzenviertel in Florida nach Freispruch eines weißen Polizisten

St. Petersburg/USA (AP/AFP) Der Freispruch eines weißen Polizisten, der einen 18jährigen schwarzen Autofahrer erschossen hat, hat in St. Petersburg im US- Staat Florida neue Unruhen ausgelöst. Im Verlauf der Straßenschlachten am Mittwoch abend wurden neun Menschen verletzt, darunter auch zwei Polizisten.

Der Fall hatte schon im vergangenen Monat schwere Unruhen in St. Petersburg ausgelöst, als der Polizist Jim Knight den schwarzen Autofahrer Tyron Lewis bei einer Straßenkontrolle erschoß. Bei den Auseinandersetzungen damals entstand ein Sachschaden von mehr als fünf Millionen Dollar, elf Menschen wurden verletzt.

Knight hatte Lewis am 24. Oktober erschossen, nachdem dieser bei einer Verkehrskontrolle nicht angehalten hatte. Während Knight aussagte, sein Streifenwagen sei mehrfach gerammt worden, beteuerten Augenzeugen, Lewis' Fahrzeug habe sich kaum bewegt. Das Gericht urteilte auf Freispruch, weil Knights Verhalten teilweise als Notwehr gerechtfertigt sei. Weil Knight aber nach Ansicht des Gerichts einer tödlichen Konfrontation hätte ausweichen können, wurde er für 60 Tage vom Dienst suspendiert. Schwarze Bürgerrechtler warfen der Polizei und der Justiz vor, aus rassistischen Motiven die Tötung eines Menschen leichtfertig hinzunehmen.

Polizeichef Darrel Stephens machte am Mittwoch abend auf einer Pressekonferenz die radikale Schwarzenorganisation Nationale Demokratische Volksbewegung Uhuru für die Unruhen verantwortlich. „Ich glaube nicht, daß das eine spontane Aktion war“, sagte er. Mitglieder der Gruppe hatten Flugblätter verteilt mit dem Slogan: „Killerpolizist freigelassen. Aber wir lassen uns nicht länger wie Hunde abknallen.“

Als daraufhin vor dem Büro der Gruppe drei Männer festgenommen wurden, lud sich die Spannung weiter auf: Später warfen Jugendliche mit Steinen, Betonbrocken und Flaschen auf Beamte und Fahrzeuge, an mehreren Stellen wurden Brände gelegt. Als etwa zwei Dutzend Polizeiwagen die Straßen des Unruhegebiets absperrten, fielen Schüsse. Auch ein Polizeihubschrauber wurde von einer Kugel getroffen und mußte notlanden.

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