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Neuer Greenpeace-Chef tritt ab

■ Burkhard Gnärig von „Menge und Vielzahl der Aufgaben“ überlastet. Gen-Aktionen in Hamburg und am Rhein

Berlin (taz/dpa) – Erst Mitte Juni war er von der Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation terre des hommes zu Greenpeace Deutschland gekommen, nun warf er den Büttel wieder hin: Hauptgeschäftsführer Burkhard Gnärig schrieb am Mittwoch einen Brief an alle Angestellten, in dem er seinen Rücktritt begründete: Die „Menge und Vielzahl der Aufgaben und Belastungen als Hauptgeschäftsführer“ seien zu umfangreich gewesen, so der 43jährige.

Gnärig mußte in die großen Fußstapfen von Thilo Bode treten. Der heutige Geschäftsführer von Greenpeace International hatte sich während seiner langjährigen Zeit als Hamburger Chef vom Manager zum vielgefragten Interviewpartner entwickelt. Vom Anspruch her sollte Gnärig nun in einem Kaltstart gleichzeitig intern den Laden schaukeln und extern richtungsweisende Statements abgeben. Mit seinem Vorschlag, einen weiteren, vierten Geschäftsführer einzustellen, konnte er sich jedoch nicht durchsetzen.

Gnärig habe „seinen Koffer gepackt“ und das Büro schon verlassen, hieß es gestern bei Greenpeace. Dabei sollte Gnärig dank seiner terre-des-hommes-Vorbildung mit dazu beitragen, daß die Umweltpolitik nicht völlig unter die Räder kommt – angesichts von Globalisierung, knappen Kassen und den dazugehörigen Ausreden der Industrie.

Die Aktionen bei Greenpeace liefen gestern normal weiter. Im schweizerischen Weil am Rhein wurde ein Frachter geentert, der die in der Schweiz verbotenen genmanipulierten Sojabohnen von Monsanto aus den USA geladen hat. Im Hamburger Hafen behinderten deutsche und tschechische AktivistInnen die Abfahrt eines Güterzugs. Er sollte US-Futtermais aus einem mit 33.000 Tonnen gefüllten Silo nach Tschechien befördern, darunter mit hoher Wahrscheinlichkeit Genmais der Firma Ciba Geigy. Dieser Mais trägt unter anderem ein Resistenzgen gegen das Antibiotikum Ampicillin. rem

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