■ Kommentar: Verlorene Ehre
Der Vorstand und die Repräsentenversammlung der Jüdischen Gemeinde unternehmen derzeit alles um ihr Ansehen zu zerstören. Jerzy Kanal hat recht, wenn er behauptet, daß bei der laufenden Schlammschlacht nicht einzelne Personen verlieren, sondern die gesamte jüdische Gemeinschaft. Er selber aber war es, der bei der Sitzung des Gemeindeparlaments am Mittwoch Öl ins Feuer goß. Anstatt als Gemeindevorsitzender seine Schutzpflicht gegenüber allen Mitgliedern wahrzunehmen, unabhängig davon welcher politische Linie und Herkunft sie angehören, stellte er es als „Tatsache“ hin, daß gegen ein Mitglied der Opposition ein Ermittlungsverfahren wegen „Menschenhandel und Körperverletzung“ läuft. Gibt es aber kein Ermittlungsverfahren, wie die Angegriffene und sich unschuldig Fühlende behauptet, sind solche Behauptungen ehrabschneidend, ja geradezu justiziabel.
Die Frage, wer hier lügt, muß geklärt werden. Die Jüdische Gemeinde ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und es liegt im öffentlichen Interesse, daß sich in dieser keine Kriminellen oder mit Verleumdungen arbeitende Interessenspolitiker breit machen. Hat Kanal Unrecht, so muß er sich den Verdacht gefallen lassen, daß er mit falschen „Tatsachen“ von Versäumnissen seiner politischen Freunde und seiner eigenen Familie ablenken möchte. Hat Kanal aber Recht, so ist all die moralische Aufregung der Opposition über Grundgeschäfte ihrer politischen Gegner nichts als heiße Luft. Jerzy Kanal sprach von der Ehre der Jüdischen Gemeine, die es wieder herzustellen gilt. Richtig, aber die Ehre zu retten kann nur die Jüdische Gemeinde selber. Anita Kugler
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