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Birma stolz aufs Kapital

■ Militärjunta berichtet von rasantem Anstieg ausländischer Investitionen

Bangkok (taz) – Birmas Generäle nutzen jede Gelegenheit, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. So gestern, als sie ihre jüngsten wirtschaftlichen Erfolge präsentierten: Ausländische Firmen, teilten sie in Rangoon mit, investierten 1996 2,35 Milliarden Dollar (rund 3,5 Milliarden Mark). Seit Beginn der wirtschaftlichen Öffnung 1988 seien damit insgesamt 5,35 Milliarden Dollar (rund acht Milliarden Mark) ins Land geflossen.

Wenn die Zahlen stimmen, wäre das ein Grund zur Freude für die Militärjunta, die wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen in den letzten Monaten immer stärker mit internationalen Boykottforderungen konfrontiert war. Auf Druck ihrer Kunden zogen sich Unternehmen wie die dänische Carlsberg- und die holländische Heineken-Brauerei aus dem Birma-Geschäft zurück. Sie wurden teilweise jedoch sofort durch asiatische Unternehmen wie Singapurs Fraser & Neave ersetzt.

An der Spitze der Investoren stehen Singapur, Großbritannien und Thailand, teilte die Regierung mit. Danach folgen Frankreich, Malaysia und Japan. Zu den britischen Firmen zählen allerdings auch Ölkonzerne, die in Steuerparadiesen wie den britischen Virgin- Islands registriert sind. Den Löwenanteil an Frankreichs Investitionen erbringt die Firma Total, die vor allem Öl und Gas fördert.

Wie viele der jetzt von der Junta veröffentlichten Investitionen allerdings tatsächlich ins Land gelangten, ist nicht klar: Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten in Rangoon könnte ein großer Teil davon bisher nur zugesagt, aber noch nicht überwiesen worden sein. Zweifel sind vor allem angebracht, wenn man die im vergangenen Jahr von der US-Botschaft in Rangoon veröffentlichten Zahlen zum Vergleich heranzieht: Danach blieben im Jahr 1994/95 von den zugesagten Investitionen in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar lediglich 245 Millionen in Birma.

Noch im Mai vergangenen Jahres hatte das birmesische Planungsministerium zudem eine Gesamtsumme ausländischer Investitionen von 3,3 Milliarden Dollar angegeben. Danach müßten innerhalb von sieben Monaten rund zwei Milliarden Dollar investiert worden sein. Damit wären die Investitionen sprunghaft gestiegen – um rund ein Drittel aller seit 1988 investierten Gelder. Jutta Lietsch

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