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Harte Männer, heiße Rechner

■ Ballerfilm für Hacker-Kumpels: Kevin Hooks' „Fled – Flucht nach Plan“

„Fled – Flucht nach Plan“ ist ein Diskettenlaufwerk: Es geht um eine Diskette. In dem Film wird die ganze Zeit gelaufen. Und daß ein Film ein Werk ist, ist ja sowieso klar.

Aua! Wer von euch da draußen nach diesem Kalauer noch weiterliest und ein echter Kerl ist, dem könnte der Actionthriller von Kevin Hooks („Passagier 57“) gefallen. Denn der Humor dieses Films ist ebenfalls von einer gewissen Schlichtheit. Sprüche am laufenden Band, harte Töne unter Kumpels. Ansonsten geht es in „Fled“ um „alles, was Männern Spaß macht“: Waffen, Motorräder und Bräute, die ihr Studium durch Striptease-Auftritte im „Tokyo Massage Parlor“ finanzieren.

Dinge explodieren, Reifen quietschen, alle sagen die ganze Zeit „Fuck“ und „Shit“, und zum Schluß stürzen korrupte Polizisten aus einem Skilift. Nach solchen Filmen kommen die männlichen Zuschauer meist etwas breitbeiniger aus dem Kino.

Trotzdem geht es nicht nur ums Hauen, sondern auch ums Denken. Dodge (Stephen Baldwin) ist ein Hacker, der den Zentralrechner eines mysteriösen Multis geknackt und einige Millionen Dollar auf sein Konto transferiert hat. Dafür sitzt er im Knast, aus dem er gleich in den ersten zehn Filmminuten wieder ausbricht. Die Firma, die er gehackt hatte, gehörte allerdings der kubanischen Mafia, und Dodge hat leider – auch noch ohne es zu wissen – deren gesamte Buchhaltung auf einer Diskette abgespeichert. Darum sind außer der Polizei auch dunkelhäutige Männer mit Schnauzbart, Knarre und Sonnenbrille hinter ihm her, und zu allem Überfluß ist er noch an seinen Knastbruder Piper (Lawrence Fishburne) gekettet.

So weit, so vorhersehbar. Doch in einem Punkt erweitert „Fled“ den Kanon derartiger Ballerfilme: Als neuer Fetisch neben Wummen und „heißen Öfen“ hat nämlich der Computer einige Gastauftritte, und wenn Dodge über seinen Rechner redet, dann hat das sexuelle Untertöne.

Im Gegensatz zu den Hackern in anderen Hollywood-Filmen ist Dodge weder ein Weichei (wie in „Sneakers“) noch irgendwie tuntig (wie in „Hackers“), sondern hat richtige Muskeln und eine blonde Freundin. So wird der moderne Mythos „Hacker“ sexualisiert – und dadurch Actionfilm-kompatibel. Tilman Baumgärtel

Regie: Kevin Hooks. Mit Lawrence Fishburne, Stephen Baldwin, Salma Hayek, Will Patton, USA 1996

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