: Klemann will am Zoo hoch hinaus
Mit der Planung für eine Vielzahl von Hochhäusern für die City West am Bahnhof Zoo wischt Bausenator Klemann den „Masterplan“ von Stadtentwicklungssenator Strieder vom Tisch ■ Von Oliver Hamm
Die Diskussion um die städtebauliche Entwicklung der City West hat neue Nahrung erhalten: Bausenator Jürgen Klemann (CDU) und Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit stellten gestern eine sogenannte Tragfähigkeitsstudie vor, die als Kampfansage sowohl an das „Planwerk Innenstadt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wie auch an die Planungen des Bezirks Charlottenburg betrachtet werden können.
Die vom Frankfurter Architekten Christoph Mäckler und vom Berliner Bauhistoriker Wolfgang Schäche entwickelte Studie sieht mehrere neue Hochhäuser, die Aufstockung von stadtbildprägenden Gebäuden (Zentrum am Zoo, Europa-Center, Kantdreieck) und einen Alternativentwurf für das seit Jahren auf Eis liegende Hochhausprojekt „Zoofenster“ vor. Durch den Abriß des denkmalgeschützten „Schimmelpfenghauses“ am Ende der Kantstraße soll der Blick auf den Breitscheidplatz geöffnet werden.
Der Platz selbst erhielte eine neue stadträumliche Fassung in Form zweier Hochhäuser, die dem Gloria-Block und dem Europa- Center (an der Budapester Straße) aufgesetzt würden.
Für das Ku'damm-Eck, das nach der derzeit laufenden Asbestsanierung abgerissen wird, schlagen die Planer ebenfalls ein Hochhaus vor, das aus einem – gegenüber der gründerzeitlichen Bebauung bereits deutlich erhöhten – Baublock herauszuwachsen scheint.
Nach dem gleichen Prinzip wollen sie auch die gewaltige Baumasse des „Zoofensters“ (Bruttogeschoßfläche: 34.000 Quadratmeter) neu verteilen: Das eigentliche Hochhaus soll verschlankt und an die Hardenbergstraße verschoben werden, während ein Teil des unverändert großen Gebäudevolumens in einem blockübergreifenden „Sockel“ mit Arkaden entlang der Kantstraße untergebracht werden könnte.
Auf den ersten Blick wirkt das gesamte Planungsszenario ein wenig so, als ob die von Hans Kollhoff für den Alexanderplatz geplanten Hochhausblöcke (die dort größtenteils auf absehbare Zeit nicht realisiert werden dürften) westwärts gewandert seien, ohne allerdings die dortige stadträumliche Geschlossenheit zu erreichen. Bausenator Klemann beeilte sich denn auch darauf hinzuweisen, daß die vorgestellte Studie nur ein „Zwischenergebnis“ sei.
In den nächsten Monaten soll an der weiteren Konkretisierung gearbeitet werden – in Abstimmung mit den betroffenen Investoren, die, anders als beim Planwerk Innenstadt, von Anfang an eingebunden waren.
Nach Auskunft von Barbara Hoidn, Leiterin der Architekturwerkstatt im Hause des Bausenators, sind die vom sozialdemokratischen Stadtentwicklungssenator Peter Strieder für die City West vorgesehenen Planungswerkstätten im Rahmen des Planwerks Innenstadt erst einmal gestoppt. Während des Sommers seien die unterschiedlichen Ansätze der beiden Senatsverwaltungen aufeinander abzustimmen. Konflikte zeichnen sich vor allem am westlichen Ende der Kantstraße ab: Während die Bauverwaltung die Öffnung zum Breitscheidplatz befürwortet – was den Abriß des Schimmelpfenghauses voraussetzt –, will die Stadtentwicklungsverwaltung diesen Bereich in eine glasgedeckte Mall umwandeln und vom Verkehr befreien.
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