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„Es gibt keine fundamentale Gegenposition“

■ Der Politikwissenschaftler Žarko Puhovski über die Opposition und ihre Kandidaten

taz: Herr Puhovski, Sie haben die beiden Gegner Tudjmans aufgefordert, von der Kandidatur zurückzutreten. Warum sollten sie das tun?

Žarko Puhovski: Schon nach den Kommunalwahlen haben wir vom Helsinki-Komitee vorgeschlagen, niemand sollte gegen Tudjman antreten. Erstens, weil angesichts der Medienmanipulationen die herschende Partei HDZ 40mal mehr Zeit hatte, im Fernsehen zu werben, wie die nächstfolgende Partei und dreimal mehr als alle anderen 49 Parteien zusammengenommen. Die Opposition hatte also keine Chance, sich zu präsentieren. Zweitens, weil Tudjman schon 1992 und auch jetzt nicht bereit war, im Fernsehen sich den anderen Kandidaten zu einer Diskussion zu stellen. Und drittens, weil immer noch Unklarheit über Tudjmans schwere Krankheit herrscht. Niemand weiß, ob er noch eine Amtsperiode überstehen kann. Wenn bald neu gewählt werden muß, wäre es besser für die Oppositionskandidaten, in einen Wahlkampf ziehen zu können, ohne schon gegen Tudjman verloren gehabt zu haben. Gotovac wollte zurückziehen, aber die innerparteiliche Opposition um Drazen Budisa zwang ihn, weiterzumachen. Budisa taktiert mit dem liberalen Flügel der HDZ und läßt den Rivalen ins offene Messer laufen.

Mir scheint, beiden Gegenkandidaten fehlt der Wille zum Sieg. Sie wirken lahm und unsicher.

Es gibt auch inhaltliche Gründe dafür. Die beiden Gegenkandidaten haben keine fundamentale Gegenposition zu Tudjman, letztlich sind beide ebenfalls Nationalisten. Innerhalb eines nationalistischen Programms hat Tudjman aber durchaus erfolgreich gehandelt. Wäre ich Nationalist, würde ich ihn unterstützen. In Kroatien ist es zudem schwieriger, Opposition zu sein, als in Serbien, weil die serbische Opposition sich ja tatsächlich gegen Kriegstreiber profilieren könnte. In Kroatien mußte die Opposition vor allem 1991 und 1992 die Regierung stützen, weil Kroatien ja angegriffen wurde. Hinzu kommt, daß auch die Oppositionsparteien keine richtigen Parteien sind, sie sind Honoratiorenverbände, sie sind nicht verbunden mit sozialen Interessen. Die Liberalen sind zum Beispiel gegen die Legalisierung der Abtreibung. Schöne Liberale.

Was braucht Kroatien für die Zukunft?

Kroatien braucht einen Machtwechsel. Tudjman wird aber nicht abgewählt werden, sondern wahrscheinlich im Amte sterben. Und so wird seine Ideologie weiter bestehen können. Die Kosten der undemokratischen Politik Tudjmans werden also auch in Zukunft für Kroatien sehr hoch bleiben.

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