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Spitze des Goldbergs

■ Niederländische Juden vermuten mehr unterschlagenes Raubgut als bisher bekannt

Den Haag (dpa) – Die jüdische Gemeinschaft in den Niederlanden glaubt, daß sich während des Krieges und danach viel mehr Niederländer als bisher bekannt an jüdischem Besitz bereichert haben. Wie in dieser Woche aufgedeckt worden war, hatten Beamte des niederländischen Finanzministeriums Ende der sechziger Jahre Nazibeute zu Spottpreisen untereinander versteigert.

„Das ist nur die Spitze des Eisberges“, sagte dazu gestern Ronnie Naftaniel, Vorstandsmitglied des Jüdischen Zentralrats in den Niederlanden. Die deutschen Besatzer hätten nur einen Teil des jüdischen Eigentums mitgenommen, vieles sei in den Niederlanden geblieben. Als Beispiel nannte er die Bank Lippmann & Rosenthal. Dieses ursprünglich jüdische Geldinstitut war von den Deutschen in eine Raubbank umgewandelt worden, die den Besitz jüdischer Niederländer konfiszierte. Die rund 150 niederländischen Angestellten hätten sich dabei auch selbst bedient.

Naftaniel forderte die Banken auf, ihre Kriegsarchive noch einmal gründlich nach jüdischen Guthaben zu durchforsten. „Die Banken sagen immer, sie hätten nichts mehr aus der Zeit. Aber das kann ich mir nicht vorstellen.“

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