SPD spielt Papier herunter

■ Schröder nimmt den Vorstoß der Linken nicht ernst. Autoren haben es nicht so gemeint

Bonn (dpa) – Rund zwei Wochen vor der Landtagswahl in Niedersachsen bemüht sich die SPD im neu aufgeflammten Streit über den Kanzlerkandidaten und die Wahlkampfstrategie um Schadensbegrenzung. Ministerpräsident Gerhard Schröder spielte den Vorstoß herunter: „Ob es der Partei oder der Person wirklich hilft, wage ich zu bezweifeln“, sagte er bei einer Wahlkampfkundgebung in Verden. Mit diesem „Papierchen“ beschäftige er sich aber nicht ernsthaft. Er rief dazu auf, die Debatte um die Kanzlerkandidatur vorerst zu beenden. Das Ergebnis der Landtagswahl werde „bedeutsam für diese Entscheidung“ sein.

Einer der Mitautoren, der stellvertretende SPD-Fraktionschef im Bundestag, Ottmar Schreiner, distanzierte sich von der Veröffentlichung. Dies sei ein Fehler gewesen. Die Verfasser hätten auch niemals beabsichtigt, „eine Anti-Schröder- Front“ aufzubauen, versicherte er. Nach Schreiners Worten ging es den Initiatoren lediglich darum, „Denkanstöße“ zu geben. Die SPD müsse ihre Botschaften im Wahlklampf verdichten und eine Aufbruchstimmung wie 1972 schaffen. „Das Dümmste“, was sich die SPD zum jetzigen Zeitpunkt leisten könne, sei eine Personaldebatte. Von Journalisten seien die Thesen aber dazu „mißbraucht“ worden, erklärte Schreiner. Schreiner widersprach Angaben, wonach das Papier mit Parteichef Oskar Lafontaine abgestimmt sei.

In der Vorlage aus der Feder des Abgeordneten Michael Müller, die auch vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Thierse unterzeichnet wurde, heißt es unter anderem, ein konservativer SPD-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl bedeute noch lange keine Wählerstimmen.