: Zahl der Drogentoten gesunken
Eduard Lintner (CSU), Drogenbeauftragter der Bundesregierung, spricht sich im Jahresbericht 1997 erneut gegen die kontrollierte Freigabe von Heroin aus ■ Aus Bonn Christian Esser
Die Zahl der Rauschgifttoten ist im letzten Jahr gesunken. Das geht aus der Rauschgiftbilanz 1997 hervor, die der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Eduard Lintner (CSU), gestern in Bonn vorstellte. Während 1996 1.712 Menschen infolge von Drogenkomsum gestorben sind, waren es 1997 nur noch 1.501. Dagegen stieg die Zahl der polizeilich erstmals auffälligen Konsumenten harter Drogen um 20 Prozent auf über 20.000 Personen. In der diesjährigen Statistik sind allerdings erstmals nicht nur Konsumenten, sondern auch Personen registriert, die harten Drogen nur bei sich hatten.
Lintner sprach sich erneut gegen die kontrollierte Freigabe von Heroin aus. Entsprechende Modellversuche wie in der Schweiz seien nicht verantwortbar. Er kündigte an: „Die Bundesregierung wird sich allen Forderungen nach einer Freigabe illegaler Drogen widersetzen.“ Statt dessen müßten die Drogensüchtigen motiviert werden, eine Abstinenztherapie zu beginnen. Die Gesellschaft müsse dabei helfen, Jugendliche vor Drogensucht zu schützen.
Der Kampf gegen Drogenkonsum müsse bereits in der Kindheit beginnen und Alkohol und Nikotin einschließen. „Studien, wie zum Beispiel zur Ectasy-Problematik zeigten, daß in der Mehrzahl der Fälle der Einstieg über den Konsum von Cannabis und Alkohol erfolge“, sagte Lintner. Das Einstiegsalter für Cannabis und Alkohol liege zwischen dem 13. und 15., der Einstig bei Ecstasy-Konsumenten zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr.
Die liberale Drogenpolitik der Niederlande sieht Lintner als Problem. Auf diese Weise könnten jede Art von Drogen ungestört nach Deutschland gelangen. Gegenüber Cannabis-Konsum deutet sich jedoch laut Lintner eine Wendung in der nierderländischen Politik an. Immer mehr niederländische Cannabis-Konsumenten würden sich mit gesundheitlichen Problemen um Hilfe bei ambulanten Drogenstationen wenden. An der holländischen Grenze haben 1997 Polizei und Zoll 46 Prozent mehr Amphitamine, 25 Prozent mehr Kokain und 17 Prozent mehr LSD sichergestellt. Heroin und Marihuana hingegen waren rückläufig.
Ganz offenkundig, so Lintner, werde gerade in Deutschland für Drogen eine guter Nachfragemarkt vermutet. In Deutschland gebe es keine Legalisierungsdiskussion. „Der Alltag bietet zu wenig Fun“, meint Linter und erklärt damit die zunehmende Bereitschaft Jugendlicher, zu den vermeintlichen „Glückspillen“ zu greifen. Neun Personen starben im Zusammenhang mit Ecstasy-Konsum, in 36 Todesfällen wurde ein Zusammenhang mit Amphetaminmißbrauch festgestellt.
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