: Mexikos Militär geht gegen Zapatistas vor
■ Sieben Tote bei Kämpfen zwischen Armee und Einwohnern autonomer Gemeinden
Mexiko-Stadt (AFP/taz) – Rund tausend schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten haben am Mittwoch im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas die Mitarbeiter einer autonomen Stadtverwaltung festgenommen. Dabei sind sie erstmals auf heftigen Widerstand der Bevölkerung gestoßen. Bei der Festnahme des Bürgermeisters Dionisio Perez und aller führenden Köpfe der Stadtverwaltung wurden nach Angaben von Augenzeugen und Justizbehörden sechs Einwohner und ein Polizist getötet, fünf Polizisten wurden verletzt.
Die Aktion gegen die autonome Gemeinde San Juan de la Libertad war in der Nacht zum Mittwoch gestartet worden, wobei Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt wurden. Über hundert Einwohner sollen in die bergige Umgebung geflohen sein. Ausländische Journalisten durften zunächst nicht in die Stadt fahren.
In einer Erklärung sprachen die Einwohner von San Juan de la Libertad von „Terror und Verfolgung“ und warnten vor weiteren Zusammenstößen. Die Armee habe beim Einmarsch in die autonome Gemeinde zahlreiche Gebäude zerstört. Die Einwohner forderten ein Eingreifen des Internationalen Roten Kreuzes.
Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Chiapas, Rodolfo Soto, verteidigte die Sicherheitskräfte. Sie hätten lediglich auf die „Aggression“ reagiert. Ziel der Aktion sei die Verfolgung von Straftätern und die Vollstreckung von 15 Haftbefehlen wegen Mordes und anderer Delikte gewesen. Seinen Angaben zufolge wurden insgesamt 30 Menschen festgenommen und zahlreiche Waffen sichergestellt. Einwohner bestreiten das und gaben an, die Armee habe Waffen deponiert, um „Beweise“ gegen die Einwohner zu haben.
Es handelte sich um die vierte derartige Aktion der Staatsgewalt gegen eine der 38 Ortschaften in Chiapas, die offen mit den Zapatisten sympathisieren. Der Gouverneur von Chiapas, Roberto Albores, hatte die Auflösung aller autonomen Gemeinden der Zapatisten angekündigt, da diese „nicht verfassungsgemäß“ seien. Die autonomen Gemeinden waren 1996 zwischen der EZLN-Guerilla und der Parlamentarischen Verhandlungskommission im Abkommen von San Andrés verankert worden. Die mexikanische Regierung weigert sich jedoch, das Abkommen zu ratifizieren.
Erst am Sonntag hatte die Nationale Vermittlungskommission (Conai) unter Führung von Bischof Samuel Ruiz nach dreieinhalb Jahren ihre Arbeit eingestellt. Ruiz war zuvor von seinem Posten zurückgetreten und hatte der Regierung mangelnden Willen zum Dialog vorgeworfen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen