: Der endlose Flächenfraß
Das Eduard-Pestel-Institut in Hannover rechnet wegen der massiven Zunahme bei den Ein- und Zweifamilienhäusern mit einem Flächenbedarf von rund 215.000 Hektar bis zum Jahr 2010. In derselben Größenordnung liegen die Prognosen des Bundesamtes für Luft- und Raumordnung (BfLR): Für die neunziger Jahre veranschlagte es 184.000 Hektar neues Bauland, für das kommende Jahrzehnt 187.000 Hektar.
Bei einer Wohnungsfläche von gegenwärtig 2,2 Millionen Hektar – schätzungsweise ein Viertel der gesamten in Deutschland bebauten Fläche – ist das ein Zuwachs von rund zehn Prozent. Um die neuen Siedlungen zu erschließen, müssen wiederum Straßen gebaut werden. 120 Hektar verschwanden schon in den vergangenen fünf Jahren Tag für Tag unter Asphalt und Stein. Anfang der Neunziger waren es noch gut 70 Hektar am Tag gewesen.
Die CO2-Emissionen der stetig wachsenden Autoflotte nehmen drastisch zu, der Energieverbrauch steigt durch die Umlandbesiedelung stärker als bei einer Nachverdichtung der Städte. Die Versiegelung von wertvollen Böden schädigt den natürlichen Trinkwasserkreislauf und vermindert die noch vorhandene, hierzulande ohnehin nicht mehr üppige Artenvielfalt. Weil kühlende Vegetation verlorengeht, steigt die Durchschnittstemperatur auf dem Land.
Die Prognose vom Boom der Häuslebauer ist kein Wunschtraum von Bausparkassen. Nach einer Untersuchung des Bonner Empirica-Instituts würden doppelt so viele Mieter bauen, wenn Eigenheime schon für 350.000 Mark zu haben wären. In dieser Größenordnung sieht das Eduard-Pestel-Institut das künftige Finanzierungspotential einer vierköpfigen Familie. Bringt diese ein Eigenkapital von 70.000 Mark mit und bezieht vom Staat acht Jahre lang Baukindergeld und Eigenheimzulage, muß sie für ein 350.000 Mark teures Haus hinterher nur etwa 1.000 Mark im Monat abzahlen.
Für eine solche Miete bekommt man in den wenigsten Städten eine Vierzimmerwohnung. Mit dem LBS-Systemhaus haben die Landesbausparkassen jetzt ein serienreifes Modell auf den Markt gebracht, das in der Preisklasse unter 350.000 Mark liegt.
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