: Müll gehört zur Love Parade wie die Liebe
■ Wieder gibt es Streit, wer die Kosten für die Müllbeseitigung im Tiergarten übernimmt
Wenige Stunden vor Beginn der Love Parade scheiden sich erneut die Geister an der Müllfrage. Nach wie vor ist unklar, wer die Kosten dafür und für die zu erwartenden Schäden im Tiergarten trägt. Nach Angaben des Baustadtrates von Tiergarten, Horst Porath (SPD), reichen die von der Tourismus- Marketing-Gesellschaft „Partner für Berlin“ zur Verfügung gestellten 110.000 Mark nicht aus. Die Reinigung werde mindestens 260.000 Mark kosten. Ein Schreiben Poraths an die Finanzverwaltung, in dem er darauf hinwies, daß er den Müll im Großen Tiergarten liegenlassen müsse, blieb bisher unbeantwortet. Erst wenn er die Gelder habe, könne er die Reinigung in Auftrag geben, so Porath. Während die BSR für die Straßen zuständig ist, liegen die Grünflächen in Bezirksverantwortung.
„Das Land Berlin verdient Millionen an der Mehrwertsteuer der Einnahmen“, schimpft Porath, „und bei den Müllkosten ist es so knausrig, als wäre es ein Fest auf einem Dorfanger.“ Jeder auswärtige Besucher läßt im Schnitt 200 Mark in der Stadt. Zur Love Parade werden mindestens eine Million Teilnehmer erwartet.
Das Geld für die Wiederherstellung der Grünanlagen – nach den Erfahrungen der Vergangenheit auch etwa 260.000 Mark – müsse „unbürokratisch auf einem Konto geparkt“ werden, so Porath weiter. Es sei „blödsinnig“ dies auszugeben, wenn nächstes Jahr wieder Schäden verursacht würden.
Der Sprecher der Finanzverwaltung, Dirk Wildt, sagte gestern gegenüber der taz, daß Tiergarten eindeutig für die Müllbeseitigung zuständig sei. Sollten die Kosten den Bezirksetat überschreiten, könne man nach der Love Parade über eine mögliche Beteiligung diskutieren. Im vergangenen Jahr hatte planetcom, der Veranstalter der Love Parade, die Müllbeseitigung in einem Vertrag mit der Senatsbauverwaltung geregelt.
Zoff gibt es dieses Jahr auch wegen des Caterings. Nachdem sich planetcom vollständig aus der Versorgung zurückgezogen hat, haben Tiergarten und Charlottenburg im Einvernehmen mit der Innenverwaltung und der Bauverwaltung der Firma „Nareyka“ die Erlaubnis für etwa 120 Stände für Getränke und Essen erteilt. „Das ist in keinster Weise ökologisch sinnvoll“, schimpft planetcom, weil das Getränkeangebot nur aus Dosen und Plastikbechern bestehe.
Die Baustadträtin von Charlottenburg, Beate Profé (Bündnis 90/ Die Grünen), verteidigt hingegen das Konzept. Mit Absicht würden nur Dosen verkauft. Nach den Erfahrungen der Stadtreinigung sei die Beseitigung um so einfacher, je weniger gemischt der Müll sei. Letztlich sei das Problem „nicht hundertprozentig lösbar“, Schwarzhändler werde es immer geben. Auf alle Fälle müsse es aber eine finanzielle Beteiligung an der Beseitigung der Schäden im Großen Tiergarten geben. „Da ist die Finanzsenatorin gefragt“, so die Charlottenburger Baustadträtin weiter. Barbara Bollwahn
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