„Ein Tutsi in Deutschland“ geht weg

■ Der Buchautor Thomas Mazimpaka ist die Schikanen des Asylbewerberdaseins leid. 1991 aus dem ruandischen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen, bis heute kein Asylbescheid

Berlin (taz) – Der aus Ruanda stammende Flüchtling Thomas Mazimpaka will kommende Woche seinen Asylantrag in Deutschland zurückziehen. Mazimpaka, der in dem Buch „Ein Tutsi in Deutschland“ seine Erfahrungen in der Bundesrepublik geschildert hat, begründet diesen Schritt mit der „beschämenden Asylpraxis“ in Deutschland. „Er möchte einen Schlußstrich unter seine jetzige Lebenssituation ziehen“, sagt Ralf Melzer, Direktor des Berliner Anti-Defamation Forums (ADF). Dieses Forum leistet politische Flüchtlingsarbeit und hat für den kommenden Dienstag eine Pressekonferenz organisiert, auf der Thomas Mazimpaka ausführlich über seine künftigen Pläne berichten wird.

Mit mehreren hundert weiteren Asylbewerbern lebt Mazimpaka zur Zeit in einem Flüchtlingsheim in Langebrück bei Dresden. 1991 flüchtete der studierte Betriebswirt vor den blutigen Kämpfen zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda nach Deutschland, wo er Asyl beantragte. Bis heute hat er keinen Bescheid über seinen Asylantrag erhalten. Auf Grund seines Status treffen ihn nach wie vor alle Restriktionen des Asylbewerbergesetzes: Reisen außerhalb des Dresdener Raums darf er ebenso nur mit spezieller Genehmigung unternehmen, wie er nur Arbeiten annehmen darf, für die kein Deutscher zu finden ist. Hinzu kommen der ständige Kampf mit der deutschen Bürokratie und die täglichen Erfahrungen mit Ausländerfeindlichkeit. Beides hat Mazimpaka in seinem Buch eindrücklich beschrieben.

„Mazimpaka sieht hier keine Perspektive mehr“, sagt Ralf Melzer. Daher habe sich der 41jährige trotz der unwägbaren persönlichen Risiken dazu entschlossen, seinen Asylantrag zurückzuziehen. Welche konkreten Folgen dies für Mazimpaka haben wird, kann Ralf Melzer nicht abschätzen. „Aber das kann natürlich dazu führen, daß er abgeschoben wird“, so Melzer. Am kommenden Dienstag will Mazimpaka bekanntgeben, ob er Deutschland freiwillig verläßt und wohin er möglicherweise ausreisen möchte. Volker Probst