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Bambulenzauber

■ Zwei Turntables, drei Mikrofone und sonst nichts: Die Absoluten Beginner aus Hamburg

Selten war etwas so offensichtlich: Die Absoluten Beginner wollen HipHop sein, ausdrücklich und ausschließlich. Ja wunderbar, sagt man sich da, sollen sie doch. Das Problem aber ist: HipHop hat sich in den sieben Jahren, die es das Hamburger Trio nun schon gibt, entschiedener verändert, als das die Beginner getan haben. HipHop ist inzwischen Pop, und eine Popband wollten die Absoluten Beginner ganz bestimmt niemals werden.

Akzeptiert haben sie die veränderten Rahmenbedingungen aber trotzdem. Mußten sie auch, schließlich sind sie kürzlich erst bei einer großen, wirklich großen Plattenfirma gelandet. Nun sind so Leute wie Pappa Bear und Keilerkopf ihre Labelkollegen. Es färbt nicht ab, soviel sei versichert. Die neue Platte heißt „Bambule“ und auf ihr fehlen zwar die eindeutigen politischen Aussagen, mit denen sie bekannt wurden, als sie 1992, im Durchschnitt gerade mal süße 16 Jahre alt, ihre erste Single „K.E.I.N.E.“ herausbrachten, die mit Zeilen wie dieser glänzte: „Wir wollen keine Bullenschweine.“

Doch die Slime des HipHop wollten sie dann doch lieber nicht werden. Vier Jahre später luden sie die grünen Männchen lieber zum gemeinsamen Ausspannen ein, aus den Politaktivisten mit Drang zum Sturm waren Meister des Abhängens geworden. Jedenfalls wurde der Gebrauch des Wörtchens „Chillen“ auf dem Debüt „Flashnizm“ ins Inflationäre getrieben. Ansonsten gab es einen in Deutschland bis dato unerhört satten Sound zu bestaunen, der entstand durch die Kombination einer Live-Band mit dem üblichen HipHop-Arsenal aus DJs und MCs.

Nach all dem Überfluß hatten die Beginner „eine reine Rap- Platte“ versprochen, die „Flashnizm“ nachfolgen sollte, auch wenn oder gerade weil die Platte hierzulande neue Maßstäbe gesetzt hatte. Aber auf der Bühne in zweistelliger Besetzung aufzulaufen, paßte nicht zum eigentlich eher puristischen Ansatz der Beginner. Der Ausweg schien die Reduktion zu sein und die wurde konsequent durchgezogen. „Zwei Turntables, drei Mikrofone – sonst nichts“, kündigte Rapper Eißfeldt an. Ganz so spartanisch ist „Bambule“ nicht geworden, aber es braucht sogar nur mehr zwei Mikrofone, weil Martin, einer der drei Rapper, zwischenzeitlich ausgestiegen ist. Nun gibt es also Stücke auf „Bambule“, die sind so abgemagert, daß es schon weh tut. Das mag Old School sein, aber dann ist sie very, very old. Mit der Rückbesinnung auf die reine Lehre befinden sich die Absoluten Beginner im Einklang mit dem internationalen HipHop-Underground, der gerade vehement die groben, unverfälschten Skills wiederentdeckt, sei es als Mos Def oder Jurassic 5.

In ihrer Heimat schwimmen die Absoluten Beginner damit allerdings mal wieder gegen den Strom, während selbst Geistesverwandte wie Fischmob und Fettes Brot die erfolgreiche Komplettübernahme der deutschen Charts gerade abschließen. So werden denn mitten im dauernden Lobgesang auf „Hamburg-City“ immerhin die alten Kumpels von 5 Sterne Deluxe schon mal gedisst, aber auf die ganz Nette. Schließlich muß man mit denen demnächst wieder zusammen chillen. Eine kleine Warnung für die Kumpels haben sie trotzdem im Gepäck: „An die Wellenreiter, ich sag' nur, hoppa, hoppa, wenn er fällt, dann schreit er, hoppla“

Thomas Winkler

Heute ab 22 Uhr im Knaack-Club, Greifswalder Straße 224

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