Analyse: Symbol Falklands
■ Der Streit zwischen Großbritannien und Argentinien ist nicht zu Ende
Argentiniens Präsident Carlos Menem hat es schwer. All seine Berater wollen ihm sagen, was er tun soll, wenn am 8. und 9. März Prinz Charles Buenos Aires besucht. Denn so harmonisch, wie beide Seiten ihre Beziehungen 17 Jahre nach dem Ende des Krieges um die Falklandinseln (argentinisch: Malvinen) darstellen möchten, geht es zwischen den Ländern noch längst nicht zu. Gerade erst hat ein Mitglied des achtköpfigen Inselparlaments vorgeschlagen, Argentinien solle sich verpflichten, 50 Jahre lang seinen Anspruch auf die Inseln nicht mehr zu verfolgen. Nach zehn Jahren solle der entsprechende Paragraph auch aus der argentinischen Verfassung gestrichen werden. Im Gegenzug würde sich die Inselregierung verpflichten, die Migrationsbestimmungen für Argentinier auf den Inseln zu lockern.
Die argentinische Opposition lehnte den Vorschlag sofort ab – die politischen Autoritäten der Inseln seien dazu überhaupt nicht legitimiert. 1833 wurden die Inseln von Großbritannien britisch besetzt und sind bis heute Kolonialgebiet. Die britische Regierung beruft sich auf den Willen der rund 2.500 Inselbewohner, die kein Interesse haben, sich mit Argentinien „wiederzuvereinigen“.
Menem ist zwar an guten Beziehungen zu Großbritannien interessiert, nicht zuletzt, um die Abkommen über die Ausbeutung der im Einzugsgebiet der Inseln vermuteten Erdölvorkommen und die Fischerei nicht zu gefährden, vor allem aber, um sich nicht durch eine Konfrontation die Kontakte in die EU zu erschweren. Andererseits aber muß Menem die Ansprüche Argentiniens auf die Inseln aufrechterhalten – das gehört zum Grundcredo aller politischen Strömungen des Landes. Deutlich wurde das Dilemma, als Menem im Oktober vergangenen Jahres als erstes argentinisches Staatsoberhaupt seit dem Ende des Falklandkrieges 1982 Großbritannien besuchte. In der Sun drückte er wenige Tage vor seinem Besuch sein Bedauern über den Krieg von 1982 aus. „Menem entschuldigt sich“, meldete die Zeitung daraufhin – was in Argentinien höchste Entrüstung auslöste und schließlich von Menem umgehend dementiert wurde. Als dann Monate nach dem recht friedlichen Besuch – bei dem Menem auch versicherte, Argentinien werde die Inseln nie wieder militärisch unter seine Gewalt bringen wollen – das britische Waffenembargo gegen Argentinien gelockert wurde, verbuchte Menem das als großen Erfolg.
Anläßlich des 17. Jahrestages des Krieges wollte Argentinien auf dem Soldatenfriedhof Darwin, wo die argentinischen Toten liegen, nun die argentinische Fahne hissen. Das wurde aus London umgehend untersagt. Nicht nur für die Argentinier hat der Streit um die Inseln Symbolcharakter. Bernd Pickert
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