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Mobbing-Beauftragter löst alle grünen Probleme

■ Einige Grüne in Schleswig-Holstein haben einen Weg gefunden, innerparteiliches Gezänk zu befrieden

Hamburg (taz) – Der Weg aus innerparteilicher Krise, Gezänk und Mißgunst unter den schleswig- holsteinischen Grünen führt nur noch über „einen Mobbing-Beauftragten für die Partei“. Diese Forderung erhoben gestern der Kieler Landesvorstandssprecher Peter Swane und die Landtagsabgeordnete Adelheid Winking-Nikolay. „Die Partei ist wie eine Firma“, analysiert Swane die grüne Mißlage. Folglich müsse es eine „neutrale Anlaufstelle für Gemobbte“ geben, wo die „Krankheitsbilder“ einzelner Abgeordneter oder Parteimitglieder „behandelt“ würden.

Doch die Sache drängt, denn, sagt Swane: „Ich bin jetzt auch betroffen.“ Im Regionalfernsehen sei die Vermutung geäußert worden, er werde demnächst als Vorstandssprecher abgewählt. Swane: „Das geht natürlich nicht.“ Der Mobbing-Beauftragte müsse verhindern, daß „einer aus der Partei sowas dem Redakteur steckt“.

Auch Winking-Nikolay fühlt sich als Mobbing-Opfer. „Zu Recht“ poche sie darauf, der Parteifreund und Umweltminister Rainder Steenblock solle wegen „verfehlter Politik zurückzutreten“. Weil die Partei sich weigere, gemäß Winking-Nikolays Überzeugung fundamentale Oppositionspolitik auf der Regierungsbank zu machen, will sie bei der Landtagswahl 2000 nicht mehr kandidieren. Als Mobbing-Beauftragte will man sie aber trotz ihrer Erfahrung nicht: „Die eigene Parteimitgliedschaft ist ein Problem“, sagt Swane. Gegen einen Profi mit passiver CDU-Mitgliedschaft habe er dagegen „erst mal nichts“.

1.200 Mark werde der Mobbing- Beauftragte pro Tag wohl kosten. Weil das die Parteikasse arg belaste, kann Swane sich „ein Modell auf Stundenbasis“ vorstellen. Sicherzustellen sei nur: „Jeder, der kein Vertrauen mehr in die Partei hat, soll sich an ihn wenden können.“ Ob das auch für Wähler gilt, ließ er offen. Heike Haarhoff

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