■ Querspalte: Fischers Bundesjugendspiele
Unser Außenminister Joschka Fischer leistet stets gern seinen persönlichen Beitrag. Für die grüne Partei setzt er sich mit Leib und Seele ein. Ohne Murren. Zum Beispiel stehen die Bündnisgrünen vor dem unschönen Problem, den Kontakt zur Jugend verloren zu haben. Die jungen Leute wollen einfach nicht mehr einsehen, daß auch die an Lenzen schon weiter fortgeschrittenen Grünen-Politiker im Herzen noch blühend und frisch und lebenshungrig sind. Doch wer will denn da gleich verzagen? Wir haben ja Joschka, der sich die grauen Haare rauft, die faltige Stirn in noch mehr Falten legt. Und der schließlich Rat weiß und Zeichen setzt: Er (50) hat uns Nicole (29) an seiner Seite geschenkt.
Jugendlich frisch und auch noch sportlich ist die Journalistenschülerin. Der Anschluß an die Jungwähler ist gerettet. Warum Nicole – wir dürfen sie sicher auch „Nicki“ nennen – mit 29 immer noch studiert, ist zwar nicht überliefert, aber in jedem Fall muß man auch an das Studentenmilieu denken.
Doch entsetzlicherweise schien Milošević dieses generationsübergreifende Liebesglück zu trüben. Joschkas Marsch durch die Standesämter drohte ein jähes Ende zu finden, jammerte der Blätterwald. Keine Zeit, hätte Joschka gesagt, und keine Lust zum Feiern. Make war, not love. So kann es einem Parteisoldaten ergehen.
Doch jetzt wird alles doch noch gut. Ab morgen steht Nicki nun doch nicht mehr als Kriegsbraut da. Das ist schön. Denn solche Verzögerungen bergen unkalkulierbare Gefahren. Frau wird nicht jünger dabei. Und wer weiß, wie viele frische, formbare Praktikantinnen sich im Außenministerium noch bewerben; mit Bild und Urkunde von den Bundesjugendspielen. Aber man will ja nicht gleich den Clinton an die Wand malen. Silke Mertins
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