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Ständiges Ziehen und Schieben soll helfen

■ Ob man es Quartiersmanagement oder Präventionsrat nennt: Im Auftrag des Bausenators sollen Quartiersmanager den Schöneberger Kiez vor dem sozialen Abstieg bewahren

Seit Anfang des Jahres gibt es im Viertel zwischen Nollendorfplatz und den Yorckbrücken im nördlichen Schöneberg nicht nur einen Quartiersmanager, sondern gleich fünf. Im Auftrag von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) soll das Team um Gisela Gut den weiteren sozialen Abstieg des Quartiers verhindern. Es soll die BewohnerInnen aktivieren, damit sie sich wieder einsetzen für ihren Kiez und Verantwortung für ihn übernehmen. „Davon hängt die ganze Stabilisierung des Gebiets ab“, sagt Gut, und: „Deshalb versuchen wir, die Initiativen und Ressourcen, die es bereits gibt, zu bündeln und zu stärken.“

Die kleine, agile Frau ist Koordinatorin des Teams, ihr Büro hat sie im Schöneberger Rathaus. Dort hat sie auch schon vor ihrem Job als Quartiersmanagerin gearbeitet: im Amt für Frauen, für das sie noch halbtags tätig ist. „Ich ziehe und schiebe“, beschreibt Gut ihren neuen Job und meint damit, daß sie vernetzen, aktivieren und zusammenbringen soll – und zwar nicht nur die BewohnerInnen, die Initiativen und Institutionen vor Ort, sondern auch das Quartiersmanagement-Team und die zuständigen Fachleute im Bezirksamt.

Gut ist nicht die einzige, die „zieht und schiebt“. In insgesamt 15 Kiezen sind bereits Quartiersmanager aktiv oder werden in den kommenden Wochen ihre Arbeit aufnehmen. Zehn der Projekte sind bei Bausenator Klemann, fünf beim Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) angesiedelt, jedem von ihnen stehen zunächst drei Jahre lang jährlich 300.000 Mark zur Verfügung.

Im nördlichen Schöneberg arbeiten neben der Bezirksamtsfrau Gut auch MitarbeiterInnen des Sozialpädagogischen Instituts (SPI), der mpr Unternehmensberatung und der Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und angewandte Stadtforschung (AG Spas) im Team des Quartiersmanagements. Die AG Spas führt seit Anfang der 80er Jahre sozialplanerische Untersuchungen, Mieterberatung und Bürgerforen in Schöneberg durch und ist auch beim Quartiersmanagement für die „dezentrale Bewohnerarbeit“ zuständig. „Wir sollen bei einzelnen Projekten die Bürgerbeteiligung organisieren, bestehende Mieterbeiräte betreuen und neue anstoßen sowie eine Tauschbörse initiieren“, sagt Beate Miculcy von der AG Spas. Die mpr soll die lokale Ökonomie fördern, das SPI mit Mitteln vom Sozial- und Arbeitsamt Arbeitsplätze im Kiez schaffen.

„Nehmen wir zum Beispiel den Spielplatz in der Alvenslebenstraße, der umgebaut werden soll“, verdeutlicht Ingrid Sander vom SPI die Zusammenarbeit. Der Spielplatz gehört der Wohnungsbaugenossenschaft WIR, die für den Umbau mit 35 Prozent der Kosten vom Quartiersmanagement bezuschußt wird. „Die AG Spas soll die Bewohner an der Planung beteiligen, das SPI Arbeitskräfte aus dem Kiez für die Bauarbeiten und die spätere Betreuung organisieren, und Gisela Gut macht im Bezirksamt Druck, damit alles etwas schneller geht.“

Der Spielplatz in der Alvenslebenstraße ist auf einem Straßenplan in Guts Büro mit einem bunten Pfeil markiert, wie alle Projekte, die das Quartiersmanagement unterstützen will. „Dazu gehören natürlich auch der Sozialpalast, die Neumark- und Spreewald-Grundschule, wo die Höfe umgestaltet werden sollen, die Brache in der Gleditschstraße, die zu einer Grünfläche werden soll“, spult Koordinatorin Gut ab. Markiert sind auch Projekte wie unter anderem der selbstverwaltete Jugendladen Treff 62, der Familientreff der Kiezoase und das Jugend- und Familienzentrum PallasT, die Geld für Umbauten beantragt haben. „Wir haben schon viel geschafft“, sagt Gut und lacht. „Wir haben all diese Projekte besucht und die Fachleute aus dem Bezirksamt gleich mitgenommen.“ Jetzt wird überlegt, wie und ob sie unterstützt werden können.

Die Arbeit von Gut und ihrem Team ist zwar noch in der Anfangsphase, im Vergleich zu der in anderen Kiezen ist sie aber bereits sehr weit. „Wir konnten hier auf bestehende Strukturen wie den Präventionsrat zurückgreifen“, sagt Gut. Im Präventionsrat Schöneberg-Nord, der über die Bezirksgrenzen hinaus viel Lob für gute Arbeit erfährt, treffen sich mit dem Ziel der Kriminalitätsprävention seit über einem JahrAnwohnerInnen, Gewerbetreibende, Bezirksamtsmitarbeiter und andere Interessierte alle drei Monate zu einem Plenum, das von der grünen Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Ziemer geleitet wird. Das Plenum wertet die Ergebnisse der acht Arbeitsgruppen aus, die jetzt auch in das Quartiersmanagement mit einfließen. „Das läuft inzwischen alles zusammen“, sagt Gut, die die AG Gewalt des Präventionsrats geleitet hat und auch darüber zu ihrem neuen Job gekommen ist. „Es ist doch egal, ob man es die Arbeit des Präventionsrats oder des Quartiersmanagements nennt, Hauptsache, es ändert sich etwas in diesem Kiez.“ Sabine am Orde

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