: Gefahr von grüner Wiese
■ Einkaufszentrum in Eichstädt genehmigt. Senat und Bezirk erwägen Klage
Die Genehmigung des Factory Outlet Centers (FOC) im brandenburgischen Eichstädt ist auf große Entrüstung gestoßen. Berlin müsse notfalls mit einer Klage das Bauvorhaben verhindern, hieß es bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Auch der Bezirk Reinickendorf – nur etwa 15 Kilometer vom geplanten FOC entfernt – erwägt eine Klage.
Das Potsdamer Landesamt für Bauen hatte am Mittwoch das Einkaufszentrum im Norden Berlins genehmigt . „Das ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte der Berliner Staatssekretär für Stadtentwicklung, Hans Stimmann. Die Genehmigung von mehr als 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche verstoße eindeutig gegen das gemeinsame Landesplanungsrecht von Berlin und Brandenburg.
Offenbar war die Entscheidung ein Alleingang des Brandenburger Bauministers Hartmut Meyer (SPD). Meyer hatte schon in der Vergangenheit das FOC befürwortet, sich im vergangenen September im Potsdamer Kabinett aber nicht durchsetzen können.
Das Potsdamer Amt für Bauen beruft sich in seiner Entscheidung auf das Gutachten eines Rostocker Professors. Danach hat das geplante Sortiment des FOC, bestehend aus Designerklamotten und Schuhen zu niedrigeren Preisen, keine schädlichen Auswirkungen auf den Einzelhandel in den umliegenden brandenburgischen Städten und in Berlin. Hartmut Heidenreich, Leiter des Ministerbüros im Brandenburger Bauministerium: „Für sehr hochwertige Designerware gibt es in Hennigsdorf und Potsdam kein entsprechendes Angebot“. Eine „gewisse Umsatzumverteilung“ will er nicht ausschließen, doch sei dies „hinnehmbar“.
Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung widerspricht die Schlußfolgerung des Gutachtens allen Erkenntnissen von Fachleuten. Denn das Sortiment entspreche genau dem Angebot von Geschäften in der Innenstadt. Da diese mehr Miete zahlen und mehr Personal haben, seien sie einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt. Das britisch-amerikanische Unternehmen Mc Arthur Glen will 100 Millionen Mark in das FOC investieren und bis zu 600 Arbeitsplätze schaffen. Karen Wientgen
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