piwik no script img

BZ-Franz mit 0,56 Promille nachts durch Berlin

Führerschein nicht! weg  ■ Von L. Meier / P. Plarre

Er könnte sich alle Taxis dieser Welt leisten. Hatte einen Fahrer.

Jetzt steht Franz Josef Wagner, 55, Chefredakteur von Berlins Boulevardblatt BZ vor Gericht: Alkoholfahrt (0,56 Promille). Die Augen sind gerötet, die Wangen schlaff. Er hat noch einmal Glück: Eine blonde Richterin. Eine schöne Staatsanwältin. Beinahe-Freispruch.

„Ich bin für 0,0 Promille“, sagt Wagner dem Gericht, „aus Überzeugung.“ Auf dem BZ-Titel klagte er: „0,0 Promille. Nicht mal mehr ein kleines Bier.“ Vor dem Urteil blickt er in die blauen Augen der Richterin. Sagt: „Es war mir eine Lehre.“

Polizist Jörn H., 35: „Stoppschild überfahren. Niemals geblinkt. Abgebogen wie ein Wilder“

Wenn dort Kinder gespielt hätten ...

„Nur ein kleines Glas Wein intus“, sagt Wagner, senkt den Blick: „Mußte die Straßenschilder studieren.“ Einst nannte er sich „Spitzenfahrer“ im „Rennstall“ – „Unterordnung konnte es nicht geben“. Nun sitzt er mit gefalteten Händen und aufgeknöpften Hemd vor der blonden Richterin. „Es bleibt nichts übrig, was eine Straftat gewesen sein könnte“, sagt sie und schließt die Akte. Ist es ihm wirklich eine Lehre? Was macht ein einsamer Chef, dessen Auflage sinkt? Wagner: „Ich habe schon oft schmerzlich erlebt, daß Neuberliner losfahren und nie ankommen.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen