: Unterm Strich
Unsere Meldung des Tages ist diese: Bertolt Brecht hätte nicht sterben müssen. Nicht so früh und nicht an einem Herzinfarkt. Das erklärt der Kölner Herzspezialist Hans Karl Schulten in einem Gutachten für das Bertolt-Brecht-Archiv. Der Mann kommt zu dem Schluss, dass die damalige Diagnose „Herzentzündung“ oder „Herzinfarkt“ wenige Stunden vor Brechts Tod um 23.45 Uhr „ohne klinische Relevanz“ gewesen sei, da es zur damaligen Zeit für beide Erkrankungen an diesem Punkt keine therapeutischen Möglichkeiten mehr gegeben habe. Brecht sei an einem Versagen des Herzens auf Grund der früher nicht behandelten Herzbeutelentzündung gestorben. Eine vorangegangene Nierenbeckenentzündung und die Herzinnenhautentzündung müssten als indirekte Todesursache angesehen werden. Vor allem die Herzerkrankung hätte wesentlich früher und entschiedener behandelt werden müssen, meint Schulten. Der chronische Entzündungsprozess wäre mit den 1956 zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten besser zu behandeln gewesen. Neben einer so genannten Herdsanierung hätte der behandelnde Chefarzt der Charité, Professor Theodor Brugsch, statt der Verordnung einer Diät (unter anderem rohes Ei in Rotwein) und einer schon damals als obsolet angesehenen Immunisierung gezielt Antibiotika geben müssen, meint der Kardiologe.
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