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Die Bundeswehr als Kostenfaktor

■ Wie ein General versucht, mit Methoden der freien Wirtschaft die Armee effizient zu machen

Hamburg (taz) – In den Ohren traditioneller Bundeswehroffiziere war es eine Frechheit, was Gerhard Schröder da einklagte. Die Bundeswehr müsse ihr Geld „intelligenter“ einsetzen, forderte der Bundeskanzler auf der Kommandeurstagung in Hamburg. Doppel- und Mehrfachentwicklungen von Waffen sollten vermieden, über das „Outsourcing“, die Auslagerung von Aufgaben an kommerzielle Unternehmen, nachgedacht werden. Brigadegeneral Karl-Heinz Münzner dagegen hörte Schröders Botschaft mit stiller Genugtuung. Für ihn bedeuteten die Kanzlerworte eine Anerkennung des Projekts, an dem er seit 1993 arbeitet: die Streitkräfte effizienter zu machen.

Für Rudolf Scharping sind Münzner und seine Kollegen Retter in der Not. Angesichts schrumpfender Budgets kann nur Rationalisierung dem Verteidigungsminister die finanziellen Spielräume schaffen, die sich der SPD-Mann für die Zukunftsplanung der Armee wünscht. Schon Scharpings Vorgänger Volker Rühe war von der Idee begeistert, zusätzliche Mittel herbeizuzaubern, ohne dafür beim Finanzminister betteln zu müssen. Der CDU-Politiker holte seinerzeit Münzner in eine Kommission, in der erstmals Militärs und Unternehmensberater gemeinsam Vorschläge erarbeiteten. Knapp sechs Jahre später seufzt Münzner, dessen Schreibtisch im Ministerium steht, über „das Grundproblem des Schneckentempos“ in der öffentlichen Verwaltung.

Wenn Münzner von Vorbildern für seine Arbeit erzählt, ist eher die Rede vom früheren VW-Manager López als von deutschen Heeresführern. „Mit einer viel, viel größeren Radikalität“ gingen Manager in der Industrie die notwendige Rationalisierung an, sagt der Brigadegeneral. Eine regelrechte „Kulturkonfrontation“ bedeute der Versuch, in Kasernen und Dienststuben Effizienzsteigerungen durchzusetzen (siehe Kasten).

Das größte Problem ist dabei in Münzners Augen die Sprachkluft. Die kalte Welt des freien Unternehmertums schreckt die staatlich alimentierte Bundeswehr. Aus der Zusammenarbeit mit den Unternehmensberatern von Arthur Andersen hat sich Münzner ein Faible für das Vokabular der Unternehmensrevoluzzer bewahrt. Dann schwärmt er von López' Konzept des „KVP im Quadrat“, des „kontinuierlichen Verbesserungs-Prozesses“, oder von „Change-Management“. Im Umgang mit seinen Bundeswehr-Kollegen aber vermeidet Münzner solche Worte tunlichst. „Wer einen Soldat betriebswirtschaftlich richtig als Kostenträger bezeichnet, scheitert in einer Kultur, die auf Fürsorge und Kameradschaft basiert“, hat der Manager in Uniform beobachtet. Scharping hat das in Hamburg unter beifälligem Nicken der Kommandeure unterstrichen: „Soldaten sind keine Kostenstellen mit zwei Ohren.“

Dabei sieht Karl-Heinz Münzner durchaus Bezüge zwischen Bund und Business. Sorgsam baut er Brücken über die Sprachkluft. Die Angst vor „Controlling-Berichten“ zum Verhältnis von Kosten und Leistung will er seinen Kollegen mit Hinweis darauf nehmen, das Militär habe sich doch schon immer um eine „Lagefeststellung“ bemüht. Auch die Idee, Verantwortung zu dezentralisieren und so genannte „Kompetenz-Centers“ zu bilden, sei nicht ganz so neu, wie sie in den Ohren mancher Soldaten klinge. Seit den Zeiten der preußischen Armeen gelte im Militär die „Freiheit des Führers“: Die Vorgabe kommt von oben, über die Umsetzung entscheidet der Verantwortliche vor Ort – fast wie im „Kompetenz-Center“.

Den Finanzminister freuen solche Mühen, den Verteidigungsminister ebenso. Die Sorge von Karl-Heinz Münzner gilt den Haushaltspolitikern im Bundestag. Sie könnten versucht sein, weitere Abstriche im Etat vorzunehmen noch ehe feststeht, wieviel Geld die Armee mit ihren Anstrengungen zur Rationalisierung überhaupt gespart hat. Patrik Schwarz

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