: Erste Leichen aus Massengrab in Mexiko exhumiert
■ Allein in der Region Ciudad Juarez wurden 400 Menschen getötet oder verschleppt
Mexiko-Stadt (taz) – Einen Tag nach der Entdeckung von Massengräbern an der Grenze zwischen Mexiko und den USA haben die Ermittler die ersten beiden Toten exhumiert. Der mexikanische Generalstaatsanwalt Jorge Madrazo erklärte dem Fernsehsender TV Azteca, Knochen, Schuhe und Kleidung seien auf dem Bauernhof Rancho de la Campaña, 16 Kilometer südwestlich von Ciudad Juarez, gefunden worden. Die Suche nach weiteren Gräbern wurde dort und auf einem anderen Bauernhof fortgesetzt. Das FBI ist an den Nachforschungen mit 200 Beamten beteiligt.
Die gefundenen Massengräber seien nur die Spitze der Gewalt, kommentierte gestern die Tageszeitung Diario de Juarez. „196 Personen sind innerhalb von sechs Jahren spurlos verschwunden, ohne dass die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft etwas ergeben hätten“, sagt auch Judith Galarza vom Verein für Angehörige verschwundener Personen. Dazu kämen 200 Morde an misshandelten jungen Frauen, die bis heute nicht aufgeklärt seien.
Der in Texas lebende ehemalige Berater der Staatsanwaltschaft und Experte in der Drogenbekämpfung, Eduardo Valle, genannt „Die Eule“, warnte in Diario de Juarez vor voreiligen Rückschlüssen auf ein Massaker der Drogenmafia. Dieser Art von Massengräbern stehe er persönlich eher „misstrauisch gegenüber, da sie zu „einfach und sauber“ erschienen. Mexikanische Drogenfahnder haben vor zwei Tagen einen der Bosse des Rauschgiftkartells von Ciudad Juarez, Mario Silva, festgenommen. Silva, ein ehemaliger Polizist, ist als „Das Tier“ oder „Der Kojote“ bekannt. Die Verwicklungen zwischen Politik und Drogenmafia sind seit Wochen Thema der Medien. Dabei geht es um Verbindungen des Großindustriellen Carlos Hank zu dem ehemaligen, in Dublin lebenden Präsidenten Carlos de Gortari und den Drogenkartellen. Dessen Bruder sitzt als Anführer des Golfkartells seit 1995 in Haft. Zwei Jahre später wurde General Rebollo, Ex-Chef der Drogenbekämpfung und Mitglied des Juarez-Kartells, inhaftiert. Britta Scholtys
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen