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Spekulationen nach Tod von Milliardär

■ Der in Monaco bei einem Überfall verstorbene Bankier Edmond Safra könnte ein Opfer der russischen Mafia gewesen sein

Berlin (taz) – Bei der Suche nach den Mördern des libanesischen Milliardärs Edmond Jacob Safra gelten die russische Mafia und sein Pfleger als heißeste Spuren. Der 67-jährige Bankier war am Freitagmorgen in seiner Wohnung in Monaco tot aufgefunden worden. Er war durch den Rauch eines Feuers erstickt, das bei einem Überfall gelegt worden war. Nach jüngsten Ermittlungen kommt die russische Mafia als Täter in Frage. Sie könnte Safra aus Rache für seine Unterstützung der US-Bundespolizei FBI bei der Fahndung nach russischen Geldwaschgeschäften ermordet haben. Der erst vor wenigen Monaten engagierte US-amerikanische Pfleger soll sich als einziger Zeuge in Widersprüche verwickelt haben.

Die Ermittler irritiert, dass Safra an jenem Morgen ohne Leibwächter war und auch die Überwachungskameras keinen der Eindringlinge registrierten. Safra könnte auch Opfer seiner eigenen Panik gewesen sein. Denn trotz mehrfacher Anrufe seiner im unteren Teil der Wohnung befindlichen Ehefrau weigerte er sich, sein Versteck zu verlassen, bis er erstickte. Feuerwehr und Polizei waren zu dieser Zeit bereits am Tatort.

Safra war bereits als 16-Jähriger in seiner Geburtsstadt Beirut in das traditionelle Bankgeschäft seiner Eltern eingestiegen.1983 übernahm American Express für 550 Millionen US-Dollar seine Trade Development Bank. Schon damals engagierte American Express vergeblich Detektive, die eine Verwicklung Safras in den Iran-Contra-Skandal und die Geldwäsche von Drogengeldern nachweisen sollten.

Safra baute ein Finanzimperium auf, das sich über die USA, Südamerika und den Nahen Osten erstreckte. Sein Flaggschiff war die Republic National Bank of New York, die bereits 1998 wegen des Verdachts, aus Russland stammende Gelder zu waschen, vom FBI inspiziert wurde. Safras Feinde unterstellten ihm undurchsichtige Machenschaften wie illegalen Waffen- und Drogenhandel. 1998 machte die Republic Bank wegen der Finanzkrise in Russland starke Verluste und musste diesen Mai der Übernahme durch die britische Bank HSBC zustimmen.

Laut Financial Times hatte das FBI erst am 5. August dem Geschäftsführer der Republic National Bank, Dov Schlein, für die Hilfe der Bank bei den Ermittlungen gegen russische Geldwäscher gedankt. Seit 1997 habe die Bank ihre Vorkehrungen gegen Geldwäsche verstärkt. Der Manager der Europa-Holding Safras, Leigh Robertson, sagte: „Im August haben wir etwas Ungewöhnliches auf einem unserer Konten bemerkt und die US-Behörden informiert.“ Die Bank habe eine Reihe von russischen Konten geschlossen. „Wenn man in einem Geschäft wie dem Safras arbeitet, dann mischt sich die High Society irgendwann mit den niedrigeren, kriminellen Kunden“, zitiert die Financial Times einen Ermittler. Lena Kuder

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