: Beim Kopf des Henkers
Fabio Capello, Trainer von Real Madrid, muss einsehen, dass David Beckham noch nicht ganz zum alten Eisen zählt
MADRID dpa ■ Ausgerechnet David Beckham hat Real Madrid bei seinem Comeback auf die Siegerstraße gebracht und Trainer Fabio Capello den Job gerettet. Der Engländer, der auf Anweisung des Coaches nie mehr das Trikot der Königlichen tragen sollte, schoss am Samstag bei Real Sociedad San Sebastián den Ausgleichstreffer für den Gast.
Beckham verwandelte in der 37. Minute einen Freistoß aus 35 Metern Torentfernung zum 1:1. Zuvor hatte Mikel Aranburu (7.) die Gastgeber in Führung gebracht. Der Niederländer Ruud van Nistelrooy (48.) erzielte den Siegtreffer zum 2:1 der Hauptstädter. Capello konnte aufatmen. Im Falle einer Niederlage wäre der Italiener wahrscheinlich entlassen worden. „Capello, jetzt schuldest du Beckham eine Runde“, titelte das Sportblatt Marca am Sonntag und fügte hinzu: „Beckham rettet seinem Henker den Kopf.“ Der Trainer hatte vor einem Monat, als der 31-jährige Engländer seinen Wechsel in die USA angekündigt hatte, angeordnet: „Beckham wird nicht mehr für Real spielen.“ Als das Spiel der Madrilenen jedoch immer schlechter und die Proteste der Fans lauter wurden, appellierten die Profis an Capello, Beckham ins Team zurückzuholen. Das Sportblatt As berechnete, dass Real bei einem Verzicht auf Beckham fast zehn Millionen Euro zum Fenster hinauswerfen würde. Der Italiener („Es ist ein Zeichen von Weisheit, Fehler zu korrigieren“) lenkte ein und berief den Verstoßenen in die Stammelf. Beckham selbst wahrte nach dem geglückten Comeback Zurückhaltung in Stile eines Gentlemans. „Ich weiß, dass ihr etwas von mir hören wollt, aber jetzt ist nicht der Augenblick, eine große Lippe zu riskieren“, sagte er Reportern, bevor er in den Mannschaftsbus stieg. Capello musste anerkennen: „Davids Treffer war sehr wichtig für uns.“ Entschuldigen werde er sich bei dem Engländer für dessen Kaltstellung aber nicht. Streng genommen war es auch nicht so sehr Beckham, der Real den Weg zum Sieg ebnete, sondern San Sebastiáns Torwart Claudio Bravo. Der Keeper machte bei beiden Treffern eine unglückliche Figur. „Der Chilene leistete sich Patzer, die sonst nur einem Keeper auf dem Schulhof passieren“, so Marca.
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