piwik no script img

Kein Kommentar!Extreme Activity

Sie ist überall, aber das kann nicht lange gut gehen: Gülcan Karahanci

Als ProSieben am Freitagabend beim „Bundesvision Song Contest“ zur Punktevergabe in die Bundesländer schaltete, war man schon darauf vorbereitet, was gleich passieren würde. Völlig überdrehte Radiomoderatoren versuchten sich gegenseitig im Lustigsein zu überbieten und Scherze über Gastgeber Stefan Raab zu machen. Ein besonders origineller Berufsprovokateur witzelte über Co-Moderatorin Johanna Klum, die sonst bei Viva Clips ansagt: Schön, dass du auch da bist, Gülcan. Da hat sogar Stefan Raab lachen müssen. Nicht, weil der Scherz auf Klums Kosten ging. Sondern weil es tatsächlich an ein Wunder grenzte, in diesen vier Stunden auf ProSieben kein einziges Mal Gülcan Karahanci gesehen zu haben.

Es ist nicht so, dass einem die 24-Jährige nicht sympathisch sein könnte, auch wenn es oft sehr, sehr anstrengend ist, ihr länger als eine Minute zuzuhören, weil sie so schnell spricht und der Anfang des Satzes nicht immer in Zusammenhang mit dem Ende steht. Das Problem ist nur: Gülcan ist inzwischen überall. Neulich war sie bei RTL in der „Ultimativen Chartshow“ zu Gast, moderierte parallel dazu auf Viva die Clipsendung „Neu“ und saß im Anschluss in der Sat.1-„MyVideo-Show“, um übers Ponyreiten zu philosophieren. Gülcan hat beim ProSieben-„Gameshow Marathon“ geraten, in der Sat.1-Panelshow „Was denkt Deutschland?“ mitgemacht, die RTL-II-Sause „The Dome“ moderiert, bei „Extreme Activity“ gespielt und im Sommer bei der RTL-Show „5 gegen 100“. Davor war sie in der Comedy „Alle lieben Jimmy“ zu sehen. Bei Viva macht sie die Karaoke-Show „Shibuya“ und „Live!“, ProSieben nennt sie liebevoll „Lübecker Plaudertasche“, weil bei „Bravo TV“ die Quoten steigen, seitdem sie dabei ist. Im vergangenen Jahr wurde Gülcan mit dem „Bravo Otto“ geehrt, hat den „Jetix Kids Award“ abgeräumt, war in der Leserwahl der seriösen Männerzeitschrift Maxim „Woman of the Year 2005“ und ist in Österreich gerade mit dem „Xpress- Pinguin“ ausgezeichnet worden.

Früher haben sich die jungen Menschen Zeit gelassen mit ihrer Karriere. Haben sich genau überlegt, wo sie mitmachen, um ihrem Image nicht zu schaden und auch in zehn Jahren noch ganz vorne mitzuspielen. Gülcan Karahanci weiß, dass sie in zehn Jahren nirgendwo mehr mitspielen wird, weil es dann ganz viele neue Gülcans gibt. In zehn Jahren liegt das Original auf einer Insel in der Südsee, beschäftigt sich hauptberuflich damit, ihre Honorare von damals zu verwalten und wird sich kaputtlachen, was das früher für eine verrückte Zeit war. Als sie auf drei Sendern gleichzeitig zu sehen war und man einfach nicht um sie herumkam. Peer Schader

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen