KUNSTRUNDGANG: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Selbstverständlich toppt Berlin auch jetzt München. Trotz Andreas Gursky im Haus der Kunst, die noch größeren Großformate sind hier zu bestaunen. Ausgerechnet auf dem Axel-Springer-Haus. 50 Meter lang und 4 Meter hoch ist das LED-Display, das von der ungeheuer unaufregenden Welt der Springer-Presseprodukte berichtet. Zwischendrin aber stutzt man und denkt: „Abbey Road“? Grund ist ein panoramabildfüllender Zebrastreifen, über den sich allerdings mehr als nur vier Leute bewegen. Der New Yorker Künstler Hiroshi McDonald Mori hat „Streetscapes“ (über Passanten in Kioto und an der Grand Central Station in New York) und „Roadscapes“ (über die Poesie autobefahrener Straßen) exklusiv für Berlin geschaffen.
Auch Beat Streuli hat seine aktuelle Videoarbeit „Porte de Flandres“ für das extreme Berliner Format modifiziert. In Zeitlupe beobachtete er das multikulturelle Brüssel, repräsentiert in den Wartenden an der Haltestelle einer Straßenbahnlinie, die aus der Innenstadt in die Emigrantenviertel führt. Stutzig macht auch Alla Tkachuks „Iconography of Dictatorship“.
Wenige Meter die Kochstraße in Richtung Friedrichstraße hoch kann man bei Andreas Osarek, Galerie Crone, ihre fiesen Fantasien von Hitler, der auf Stalins Schoß sitzt, und andere groteske Porträts vergangener Diktatoren und Machthaber noch genauer studieren. Gekonnt gemalt, aufmerksamkeitsheischend in den Motiven, sind die absonderlichen Szenen doch eher etwas für Liebhaber.
Das Kunst-Display – initiiert vom Magazin „sleek“ anlässlich des letzten Artforums Berlin – endet mit der kommenden Messe. Mit jeder neuen Vierteljahresausgabe, deren Thema als grobe kuratorische Klammer dient, wechseln die Beiträge, die einmal pro Stunde mit Europas größtem LED-Screen versöhnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen