: Malaysia will Bangkok helfen
Nach Anschlägen werden drei Verdächtige verhaftet. Malaysia und Thailand nähern sich einander wieder an und suchen gemeinsam nach Lösung für Südthailand
BANGKOK taz ■ Das Resümee von Thailands Übergangspremier, General Surayud Chulanont, nach den verheerenden Bombenanschlägen im Süden des Landes klingt bitter: „Es ist uns immer noch nicht gelungen, die Herzen im Süden zu gewinnen.“ Zwar war es Surayud, der sich nach seiner Amtsübernahme im Oktober 2006 bei den im Süden lebenden Muslimen für die Menschenrechtsverletzungen der Thaksin-Regierung entschuldigt hatte. Doch die seit mehr als drei Jahren andauernde Gewalt in den südlichen Provinzen an der Grenze zu Malaysia, in deren Folge bislang etwa 2.000 Menschen starben, reißt nicht ab.
In der muslimisch dominierten Region waren am Sonntagabend mehr als 50 Bomben detoniert. Mindestens 9 Menschen starben, etwa 60 wurden verletzt. Wie Medien in Thailands Hauptstadt Bangkok gestern meldeten, wurden drei Verdächtige festgenommen. Nach Militärangaben handelt es sich um Männer zwischen 20 und 30 Jahren, die eine Beteiligung an den Anschlägen gestanden haben.
Die Erkenntnis, dass Thailand die Probleme im Süden allein nicht lösen kann, führt derzeit zu einer Annäherung an den Nachbarn Malaysia. Dessen Premier, Abdullah Ahmad Badawi, besuchte letzte Woche Bangkok und bot seine Hilfe bei der Vermittlung mit dem von ethnischen Malaien dominierten thailändischen Süden an. „Auf Dauer lässt sich die Region nicht durch Militäreinsätze befrieden“, so Badawi. „Die Lösung liegt in einem von der Bevölkerung akzeptierten und auch der Regierung anerkannten moderaten Islam.“
Konkrete Vorschläge für eine potenzielle Vermittlung Malaysias liegen zwar noch nicht vor, doch dass beide Länder überhaupt dabei sind, sich gemeinsam auf eine Lösung zu verständigen, gilt als Novum. Als der von Thailands Militär im vergangenen September entmachtete Premier Thaksin Shinawatra noch im Amt war, waren die bilateralen Beziehungen eisig gewesen: Thaksin hatte das Nachbarland wiederholt beschuldigt, mutmaßliche Separatisten zu verstecken. Den Konflikt im Süden hatte er mit harter Hand zu lösen versucht. Militärs und Sicherheitskräfte sind für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Bewohner waren verschleppt und gefoltert, Unschuldige ermordet worden. Das Prinzip der „eisernen Faust“ hatte die islamischen Rebellen, die für eine Abspaltung der Südprovinzen vom buddhistischen Thailand kämpfen, zu noch mehr Gewalttaten angestachelt.
Menschenrechtler sind enttäuscht, dass den Worten von den zu gewinnenden Herzen im Süden keine Taten folgen. „Sich nur für die Menschenrechtsverletzungen zu entschuldigen, reicht nicht, wir brauchen Gerechtigkeit“, so Sunai Phasuk von Human Rights Watch Thailand zur taz. Bislang gebe es keine neuen Untersuchungen über Folterungen, Verschleppungen und Morde, die zu juristischen Verurteilungen führten, moniert sie. „So lange werden wir im Süden kein Ende der Gewalt sehen.“
Thailands Muslime mit der Bangkoker Politik zu versöhnen, erscheint vielen unmöglich. Die Lage im Süden hat sich seit dem Bangkoker Militärputsch nicht verbessert, im Gegenteil. Derzeit räumen Beobachter dem Friedensprozess eher geringe Chancen ein. Sie kritisieren zudem, dass die jetzige Regierung zwar die Menschenrechtsverletzungen unter Thaksin anprangere, aber gleichzeitig die Mittäterschaft von Militärs und anderen staatlichen Autoritäten herunterspiele. NICOLA GLASS
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