: Zwei Freunde im Airbus
Bundeskanzlerin Merkel und Staatspräsident Chirac wollen bei der EADS-Tochter partnerschaftlich sparen: 4 deutsche und 4 französische Standorte
AUS HAMBURG SVEN-MICHAEL VEIT
Die deutsch-französische Freundschaft soll durch die Airbus-Krise keinen Schaden nehmen. Das finden zumindest Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatspräsident Jacques Chirac. Sie hätten „volles Vertrauen“, dass die angekündigten Sparmaßnahmen bei Airbus „in einer fairen Verteilung von Lasten und Zukunftschancen“ durchgeführt würden, erklärten sie gestern gemeinsam nach einem Treffen auf Schloss Meseberg in der Nähe von Berlin.
Dabei müssten „die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Technologie und das Gleichgewicht der betroffenen Staaten berücksichtigt werden“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Bislang habe „das Erfolgsmodell Airbus auf dem Gedanken der Partnerschaft basiert“, und dieser müsse „selbstverständlich auch Grundlage der Anpassungsmaßnahmen“ sein.
„Es darf keine harten Entlassungen geben“, forderte Chirac darüber hinaus. Standorte des Konzerns dürften „nicht ohne Ausgleichsmaßnahmen“ geschlossen werden. Zwischen deutschen und französischen Werken müsse es zudem „ein absolutes Gleichgewicht“ geben.
Mit dieser ungewöhnlich deutlichen Erklärung geben Merkel und vor allem Chirac dem Airbus-Mutterkonzern EADS eine unmissverständliche politische Linie vor. Beide haben keinerlei Interesse an einer Belastung der bilateralen Beziehungen, obgleich sie treuherzig versichern, sich nicht einmischen zu wollen. Chirac und sie würden sich „nicht für etwas verantwortlich erklären“, hatte Merkel am Donnerstagabend bei einem Galadiner in Hamburg bereits prophezeit, „was nur die entscheiden können, die im Unternehmen tätig sind“.
Hinter den politischen Kulissen zeichnet sich eine Lösung ab. Deutschland könnte darauf verzichten, den Zentralrumpf des „Zukunftsfliegers“ A 350 zu produzieren, wenn Frankreich einen größeren Sparbeitrag leisten würde, schrieb gestern die französische Wirtschaftszeitung Les Echos. Danach könnten in beiden Ländern je vier Werke verkauft oder ausgelagert werden. Nach den ursprünglichen Plänen von Airbus-Chef Louis Gallois wären nur zwei Standorte in Frankreich betroffen gewesen.
Von den sieben Airbus-Werken in Deutschland stehen demnach die drei niedersächsischen Standorte Buxtehude, Nordenham und Varel zur Disposition sowie das Werk Laupheim in Baden-Württemberg. Zusammen sind dort etwa 5.000 Menschen beschäftigt. Buxtehude und Laupheim könnten an einen Investor verkauft und zu einem Kompetenzzentrum für Kabinenbau fusioniert werden.
In Frankreich seien Méaulte und Saint-Nazaire sowie zusätzlich Rochefort und Tarbes betroffen, zudem das britische Werk Filton und Puerto Real in Spanien. Zugleich wolle EADS für die beiden größten deutschen Airbus-Werke in Hamburg und Bremen sowie für den Standort Stade eine Bestandsgarantie geben, berichteten mehrere Blätter unter Berufung auf Informationen aus dem Konzern und auf Koalitionskreise in Berlin.
„Alles Spekulation“, kommentierte ein EADS-Sprecher diese Meldungen. Der Verwaltungsrat der Konzernmutter habe „bislang keine Entscheidungen getroffen“. Das Gremium werde sich nach dem politischen deutsch-französischen Gipfel voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche zum betriebswirtschaftlichen Gipfel treffen, um eine Neufassung des Sparprogramms „Power 08“ zu verabschieden. Ursprünglich sollte es am 20. Februar bekanntgegeben werden. Nun ist der 9. März als Tag der Wahrheit im Gespräch.
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