: Burger mischen Bürger auf
Im Wrangelkiez fürchten Imbissbesitzer McDonald’s-Konkurrenz, Schüler des nahen Oberstufenzentrums freuen sich
Jetzt hängt vor dem Bauzaun auch noch eine große weiße Plane. Durchblick hat hier jetzt keiner mehr. Und auch das schmale Schild, das Bauherr McDonald’s auf dem Grundstück Skalitzerstraße Ecke Wrangelstraße aufgestellt hat, sticht kaum ins Auge. Fast, als habe der US-Konzern den Rummel um seine geplante Burgerfiliale mit Drive-in-Schalter vorhergesehen.
Dabei sind die Meinungen über Pommes, Hamburger und Co. im Wrangelkiez durchaus geteilt. Da wäre zum einen die Bürgerinitiative, die fleißig gegen die Burgeroffensive ankämpft: „Immer mehr Bürgerland geht uns verloren“, sagt Gründerin Sarah Miller. Sie und andere Anwohner fürchten auch mehr Verkehr in ihrem Kiez, die Filiale soll Kunden anlocken, die mit ihren Autos in Richtung Friedrichshain, Lichtenberg, Treptow oder stadteinwärts fahren werden.
Auch Ralf Ruthsatz vom Verein WrangelVision, in dem sich Gewerbetreibende rund ums Schlesische Tor organisiert haben, sieht in der Ansiedlung „eine Gefahr“. Tatsächlich fürchten einige anliegenden Imbissbudenbesitzer die Konkurrenz durch den Burger-Bräter. „Sie werden uns das Geschäft kaputt machen. Die ganze Wrangelstraße wird von Einbußen betroffen sein“, prophezeit ein aufgebrachter türkischer Budenbesitzer.
Dabei gibt es durchaus andere Meinungen im Kiez. Gino, der Besitzer der Pizzeria Piccola Amore, sagt: „Ich finde McDonald’s gut. Hauptsache, sie verkaufen keine Pizza.“ Angst vor Konkurrenz habe er deshalb nicht. Auch die Verkäuferin der „Imbiss-Station“, die an der Ecke seit 1989 Würstchen grillt, befürchtet nicht, dass McDonald’s ihr das Geschäft kaputt macht. Doch sie vermutet: „Vor allem die Kantine des Oberstufenzentrums wird darunter leiden.“
Das Oberstufenzentrum (OSZ) Handel 1 liegt dem geplanten Schnellrestaurant gegenüber. Den 6.500 Schülern steht eine Mensa zur Verfügung, die jeden Tag drei warme Gerichte anbietet. „Die schmecken auch echt gut. Aber ein Burger für ’n Euro in der Pause ist halt doch was anderes“, sagt Björn, 21 Jahre alt und Schüler am OSZ. „Wir haben uns deshalb schon lange überlegt, selbst einen McDonald’s aufzumachen.“ Seine Stufenkollegin Pia, 18, nickt zustimmend. „Ich würde auch in der Pause schnell mal rübergehen.“ Aber auch unter den Schülern ist man geteilter Meinung. Jona und Therese, beide im ersten Lehrjahr am OSZ, „finden es gar nicht gut, wenn zu viele Schüler dort hingehen würden“. Das Essen in der Mensa schmecke gut, sagen sie.
Im Wrangelkiez finden sich verkehrsberuhigte Wohnstraßen, kleine Grünanlagen, Spiel- und Bolzplätze, Buchläden, Cafés und an allen Ecken Imbisse mit internationaler Küche. Ein McDonald’s-Filiale passt da einfach nicht hin, findet Anwohner Stefan: „Sie würde das Bild zerstören. Es gibt genügend Angebote im Kiez. Außerdem dürfte es doch für das Unternehmen wenig motivierend sein, auf eine solche Welle der Abneigung zu treffen.“ CATHERINE KIMMLE
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