piwik no script img

taz-zwei-ethikratDer gute alte Storno-Trick

Darf man sich über pampige Aldi-Kassiererinnen bei der Konzernzentrale beschweren?

Die Aldi-Kundin packt klug. Aufs Warenband stellt sie zuerst die schweren Sachen – Apfelsaft, Milch. Dann das Kleinzeug – Salami, Joghurt. Zum Schluss das Empfindliche – Erdbeeren, Spargel, Butter. Es ist ja Mai.

Die Aldi-Kassiererin hingegen hat heute eine Scheißlaune. Wortlos und zackig wird der Apfelsaft gescannt, die Salami segelt hinterher. Als schließlich die Butter im spitzen Winkel auf den Milchtüten landet, fleht die Kundin um Mäßigung. „Könnten Sie bitte vorsichtiger mit den Waren umgehen?“

Die Aldi-Kassiererin hält inne. Schaut auf. Halloooo?! Gehts noch?, fragt ihr Blick. Sie lässt provokant drei Erdbeerpakete in den Wagen plumpsen. Kassiert. Spricht kein Wort. Scheißlaune.

Zu Hause packt die Aldi-Kundin die matschigen Erdbeeren, den angebrochenen Spargel aus. Sie weiß, wie die Kassiererin heißt, und sie erwägt sehr ernsthaft, sich über sie zu beschweren. Beim Konzern.

Aber darf sie das? Eine Frau bei einem Discounter verpetzen, der für seine fragwürdigen Arbeitsbedingungen bekannt ist? Das muss nicht sein. Beim nächsten Mal wird die Kundin die Kassiererin alles einscannen lassen, bis zur letzten Pfandflasche. Und sich dann, ohne zu zahlen, umdrehen und gehen. Da kann die erst mal schön stornieren. Das macht richtige Scheißlaune.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen