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Sudans Regierung schürt Landkonflikte

UNO: Sicherheitskräfte an Kämpfen zwischen arabischen Stämmen in Darfur beteiligt

BERLIN taz ■ Sudans Regierung führt in Darfur nicht nur Krieg gegen nichtarabische Bevölkerungen, sondern schürt auch Konflikte zwischen arabischen Stämmen. Diesen Vorwurf erhob das UN-Menschenrechtsbüro in Genf gestern in einem Bericht.

Untersucht wurde ein Krieg zwischen den arabischen Volksgruppen der Tarjum und der Rizeigat Abbala im Umland von Nyala, Hauptstadt der Provinz Süd-Darfur. Seit Januar wurden bei einer Serie von Angriffen der Rizeigat Abbala auf Tarjum-Siedlungen über 100 Menschen massakriert. Der Konflikt liegt quer zum eigentlichen Krieg in Darfur, bei dem Regierung und arabische Milizen schwarzafrikanische Bevölkerungsgruppen vertreiben. Diesmal sind Täter und Opfer beides Araber und beides auf Regierungsseite im Krieg gegen Darfurs Rebellen aktiv.

Unter Berufung auf Augenzeugen schreibt der UN-Bericht, dass Mitglieder der sudanesischen Grenzschutzarmee „Border Intelligence Guards“ an den Angriffen der Rizeigat Abbala auf Tarjum-Dörfer beteiligt waren und die Fahrzeuge und schweren Waffen dieser Truppe einsetzten. Tarjum, die in der gleichen Grenztruppe dienen, erkannten viele ihrer Angreifer persönlich. Die Angriffe ähnelten dem gewohnten Muster in Darfur: Ein Ort wird erst beschossen und dann leergeplündert; wer von den Bewohnern nicht rechtzeitig flieht, wird umgebracht.

Einen Grund für die Parteinahme der Behörden in diesem Konflikt nennt der UN-Bericht nicht. Er analysiert jedoch, dass die Rizeigat Abbala Kamelhirten sind, die sich vom Darfur-Krieg den Gewinn zusätzlichen Landes erhoffen. Die Tarjum, die Vieh halten und Ackerbau betreiben, erhielten 1995 von der Regierung das Landrecht in dieser Region zum Nachteil des schwarzafrikanischen Fur-Volkes, das heute Darfurs Rebellen unterstützt. Nun werden nach den Fur auch die Tarjum verjagt. D.J.

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