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Archiv-Artikel

Kongo greift nach den atomaren Sternen

Britische Bergbaufirma sichert sich exklusive Abbaurechte für Kongos Uran und vereinbart mit dem Land die Entwicklung der Atomenergie. Minister aus den rivalisierenden Lagern Kabila und Bemba sind an dem politisch umstrittenen Deal beteiligt

von DOMINIC JOHNSON

Im Windschatten der Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo schafft das Land ökonomische Fakten. Kongos Atomenergiekommission CGEA hat, wie jetzt bekannt wurde, am Dienstag ein Memorandum mit der britischen Bergbaufirma Brinkley Africa über die Ausbeutung der kongolesischen Uranvorkommen und die Entwicklung von Atomkraft unterzeichnet. „Die Partnerschaft soll der Kommission ermöglichen, ihre nuklearen Aktivitäten zu erhöhen und die Verwendung von Atomenergie zur nachhaltigen Entwicklung des Kongo zu konsolidieren“, erklärte David Lenigas, Kovorstandschef des britischen Bergbaumultis Lonrho, das mit Gerard Holden den Vorsitzenden von Brinkley Africas Mutterfirma Brinkley Mining stellt. Holden selbst sprach von einer „einzigartigen Gelegenheit“.

Brinkley Africa ist als Partnerschaft zwischen der britischen Bergbaufirma Brinkley Mining und dem kongolesischen Staat gedacht. Brinkley Mining entstand im August 2005 zur Entwicklung von Uranminen in Südafrika, Brinkley Africa wurde im Oktober 2005 für Urankooperation mit dem Kongo gegründet. Das Mutterunternehmen Brinkley Mining hält daran 70 Prozent, der Rest gehört privaten Investoren. Fünf Millionen Dollar sollen über Brinkley Africa in Uranabbau im Kongo investiert werden; an allen Projekten beträgt Brinkleys Anteil 80 Prozent und der von Kongos Atomenergiebehörde 20 Prozent. Brinkley hat das Erstzugriffsrecht auf alle von der CGEA vorgeschlagenen Uranabbauvorhaben, heißt es in der Presseerklärung des Unternehmens vom 7. November.

Die Vereinbarung ist politisch gut abgesichert. Staatliche Ansprechpartner der Briten waren Kongos Bergbauminister Ingele Ifoto und Wissenschaftsminister Kamanda wa Kamanda. Ersterer gehört zu den Verbündeten von Staatschef Joseph Kabila; Letzterer, ein früherer Außenminister Zaires, unterstützt dessen Gegner Jean-Pierre Bemba.

Eigentlich gilt im Kongo seit Juni ein Moratorium auf Verträge zwischen staatlichen Einrichtungen und ausländischen Unternehmen. Das ist Teil einer Übergangsvereinbarung zwischen Kongos Regierung und den internationalen Geldgebern. Mehrfach wurde dieses Moratorium bereits gebrochen. So unterzeichnete Kongos Regierung im September einen neuen Vertrag mit der britischen Ölfirma „Heritage Oil“ zur Ölsuche in der von Gewalt erschütterten Region Ituri an der Grenze zu Uganda; ein erster Vorvertrag mit dieser Firma aus dem Jahr 2002 hatte damals zur Eskalation des Krieges in Ituri beigetragen.

Kongos Uranvorkommen sind berühmt. Aus der Mine Shinkolobwe im Süden des Landes stammte das Uran, das 1945 in der Hiroshima-Bombe zum Einsatz kam. Vor zwei Jahren wurde die Mine, in der teils minderjährige Schürfer nach Erzen suchten, geschlossen. Aber kürzlich berichtete die britische Sunday Times, Uran aus Kongo sei über Tansania nach Iran geschmuggelt worden. In Kongos Hauptstadt Kinshasa steht außerdem ein alter Forschungsreaktor.