Pentagon schafft Africom

US-Regierung baut neues militärisches Oberkommando für Afrika auf. Zentralsitz sind zunächst die Kelley Barracks in Stuttgart, später soll Africom nach Afrika umziehen

BERLIN taz ■ Unter dem Kürzel „Africom“ will die US-Regierung eine neue Militärkommandozentrale für Afrika aufbauen und damit die bisherige Struktur ablösen, nach der der afrikanische Kontinent zwischen der Zuständigkeit des Central Command, des European Command und des Pacific Command aufgeteilt war. US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte am Dienstag bei einer Anhörung des Verteidigungsausschusses des US-Senats: „Dieses Kommando wird uns in die Lage versetzen, effektiver und integrierter vorzugehen als die jetzige Struktur … eine überkommene Struktur, die aus dem Kalten Krieg übriggeblieben ist.“

In einem Interview mit dem American Forces Press Service sagte der für die Einrichtung von Africom zuständige Admiral Robert Moeller: „Mit der steigenden Bedeutung des afrikanischen Kontinents für die USA setzte sich die Sichtweise durch, dass wir unsere Anforderungen besser erfüllen können, wenn wir ein gemeinsames Kommando aufbauen, um all unsere Aktivitäten zu konsolidieren.“

Die Ankündigung, just während der Afrikarundreise des chinesischen Präsidenten Hu Jintao, reflektiert das Interesse der USA, dem steigenden chinesischen Einfluss in Afrika etwas entgegenzusetzen. Die USA beziehen rund 10 Prozent ihrer Ölimporte aus Afrika.

Zumindest vorübergehend werden die Kelley Barracks in Stuttgart als Africom-Zentrale funktionieren. Die ersten 40 Mitarbeiter seien bereits eingetroffen, meldete die Nachrichtenagentur AP gestern. Perspektivisch allerdings soll der Zentralsitz von Africom auf dem afrikanischen Kontinent liegen. Die USA würden mit den afrikanischen Regierungen über einen Standort beraten, hieß es aus dem US-Verteidigungsministerium. Bis September 2008 soll Africom einsatzbereit sein.

Die US-Militäraktivitäten in Afrika konzentrieren sich spätestens seit den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Tansania und Nairobi 1998 auf die Bekämpfung des militanten Islamismus und al-Qaidas. Die Luftangriffe auf mutmaßliche Al-Qaida-Einheiten in Somalia vor wenigen Wochen haben die Präsenz des US-Militärs am Horn von Afrika in Erinnerung gerufen. Gestern, so berichtet die Agentur AFP unter Berufung auf Angaben der senegalesischen Regierung, sollte ein Treffen zwischen ranghohen US-Offizieren und Armeevertretern aus neun westafrikanischen Staaten stattfinden, bei dem über die Bekämpfung des Terrorismus gesprochen werden sollte.

In den offiziellen Aufgabenbeschreibungen der US-Regierung allerdings stellt sich Africom eher als Entwicklungsagentur dar: „Africa Command wird unsere Bemühungen um Frieden und Sicherheit für die afrikanischen Völker stärken und unsere gemeinsamen Ziele – Entwicklung, Gesundheit, Bildung, Demokratie und Wirtschaftswachstum – in Afrika voranbringen“, sagte Präsident Bush am Dienstag in Washington.

Ausgenommen von der Africom-Zuständigkeit bleibt Ägypten, das weiterhin unter das Central Command fällt.

BERND PICKERT