kommentar
: Volk ohne Stauraum

Mit einem Satz für die Ewigkeit antwortet der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber auf die strengeren EU-Grenzwerte für die Automobilindustrie – denn der Mann hat definitiv ein Rad ab

Ab dem Jahr 2012 sollen alle Neuwagen in Europa nicht mehr 163, sondern nur noch 120 Gramm Kohlendioxid je Kilometer in die Luft pusten dürfen. Doch kaum hatte sich die EU in langwierigen Verhandlungen auf diese neuen Grenzwerte geeinigt, da erhob sich prompt ein Chor durchaus erwartbarer Klagen. Der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber war dabei am lautesten.

Zwar sei der Klimaschutz „ein wichtiges Anliegen“, scho’ recht, doch dürfe die Bundesregierung trotzdem nicht zulassen, „dass die EU die deutsche Ober- und Mittelklasse kaputt macht“. Er denke dabei an „Premium-Marken wie BMW, Audi, Mercedes, Porsche“, präzisierte Huber – und packte seine Forderungen in eine Formulierung von durchtriebener Größe: „Die Deutschen dürfen von Brüssel nicht zu einem Volk von Kleinwagenfahrern degradiert werden.“

Was für ein Satz! Da steckt alles drin, was eine politische Äußerung zur populistischen Äußerung macht, von der Hetze auf bürokratische („Brüssel“) Fremdbestimmung bis zur gezielt geschürten Furcht vor der Herabsetzung („degradiert werden“) eines stolzen „Volkes“, das in die Lächerlichkeit („Kleinwagenfahrer“) gezwungen werden soll. Toll einerseits. Andererseits verschlägt einem dieser Einblick in die Geisteswelt des Erwin Huber den Atem. Er hält die Deutschen (anders als die Franzosen und Italiener) für ein Volk von Oberklasse-, SUV- und Sportwagenfahrern. Ein Volk, das ein natürliches Recht darauf hat, auf Kosten anderer Völker seine Beine auszustrecken und Gas zu geben. Ein Volk, das Raum braucht – wenn schon nicht im Osten, dann wenigstens auf vier Rädern. Alles klar? Genauso klingt er nämlich, der kognitive Kolbenfresser. FRA