UNTERM STRICH

Der US-Dokumentarfilmer Robert Drew, der als Pionier des sogenannten Direct Cinema galt, starb am Mittwoch im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in Connecticut. Drew hatte in den 1960er Jahren eine Kamera und ein Mikrofon entwickelt, die kleiner und leichter zu handhaben waren als frühere Geräte und ihm einen direkteren Zugang erlaubten. Drews erster Dokumentarfilm „Primary“ (1960) war über den Wahlkampf von John F. Kennedy im Bundesstaat Wisconsin. Für seinen Film „Man Who Dances“ über den New Yorker Ballett-Tänzer Edward Villela gewann er 1969 einen Emmy Award.

Als am Mittwoch nach Frank Castorfs Inszenierung des „Siegfried“ bei den Bayreuther Festspielen der Vorhang fiel, brach ein Buhkonzert los – unterbrochen von einigen Bravo-Rufen. Es war der dritte Teil von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Die Reaktion dürfte ein Vorgeschmack sein auf das, was Castorf heute Abend nach der „Götterdämmerung“ erwartet, wenn er sich erstmals auf derBühne zeigen wird. Sein „Siegfried“ mutete dem Publikum einiges zu – vom Blowjob, den Erda Wotan verpasst, über Plastik-Krokodile, die im romantischsten Moment zwischen Siegfried und Brünnhilde zu kopulieren versuchen, bis hin zur Kalaschnikow. Schon 2013 war Castorfs Inszenierung gnadenlos niedergebrüllt worden. Gefeiert wurden Dirigent Kirill Petrenko, Brünnhilde-Darstellerin Catherine Foster, Wolfgang Koch als Wotan und Burkhard Ulrich als Mime.