: Der HSV leckt seine Wunden
Die Fortsetzung der chaotischen Mitgliederversammlung vom Dezember verlief geordnet, aber nicht ohne Bitterkeit
Das Chaos wiederholte sich nicht. Oliver Scheel, Abteilungsleiter der HSV-Supporters, hatte sogar Worte der Entschuldigung parat für die „verbalen Fußtritte“ seiner Mitglieder gegen Gäste und Presse bei der HSV-Mitgliederversammlung im Dezember. Aber die Auseinandersetzungen in Hamburgs größtem Sportverein sind nicht ausgestanden.
In Zeiten des Misserfolgs kommen Sachen auf den Tisch, nach denen sonst niemand gefragt hätte. Wie lief es ab, damals, als der Kombinationstransfer van Buyten/Kompany beschlossen wurde? Sicher ist: Der Aufsichtsrat war nur zu einem Drittel anwesend. Bei den übrigen Räten holte – satzungswidrig – der Vorstand die Zustimmung telefonisch ein. Wie es aussieht, war einem Teil der Aufsichtsräte damals nicht klar, was auch viele Mitglieder am Montag zum ersten Mal hörten: Das vermeintliche „Nullsummengeschäft“ kostete den HSV Millionen, weil ein Teil der von Bayern München für van Buyten gezahlten Ablösesumme direkt weiter an dessen vorigen Club Olympique Marseille floss.
Daraus schließt der HSV-Ehrenrat, dass es zu einer unzulässigen Verschmelzung des Vorstands mit dem Aufsichtsrat gekommen sei und effektive Kontrolle in dem Millionenunternehmen HSV nicht stattfinde. Dafür musste sich der Ehrenrat selbst heftiger Angriffe erwehren: Sogar das Ausscheiden von Aufsichtsratschef Udo Bandow, der mit der goldenen Ehrennadel verabschiedet wurde, wollen einige dem Gremium anlasten.
Bei allen Differenzen – für die Masse der Mitglieder scheint der Schuldige festzustehen: Präsident Bernd Hoffmann wurde ausgebuht. Als ein Redner ihm vorhielt, er könne ebenso gut ein x-beliebiges Unternehmen der Unterhaltungsbranche führen, gab es langen Applaus. Die HSVer haben Hoffmann nicht verziehen, dass er einst versucht hatte, den Profibereich auszugliedern, um handlungsfähige Strukturen zu etablieren. Sogar was diese Pläne gekostet haben, wollten sie ganz genau wissen. jank