Supersenator gefunden : Zocker Wowereit hat gewonnen
Am Ende konnte es Klaus Wowereit kaum noch erwarten. Der Regierende Bürgermeister verkündete gestern früher als angekündigt: Für den wichtigen Job des Bildungs- und Wissenschaftssenators hat er eine Koryphäe gewinnen können. Mit seiner Entscheidung für den rheinland-pfälzischen Minister Jürgen Zöllner hat Wowereit bewiesen, dass er nicht nur hoch pokern kann, sondern auch gewinnen.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Seit der Niederlage Berlins vor dem Bundesverfassungsgericht war Wowereit vor allem durch seine Ausfälle gegen Verfassungsrichter, Bundesregierung und Kulturpolitiker aufgefallen. Dem Instinktpolitiker schien sein Riecher für Stimmungen abhanden gekommen. Nun zeigt er, dass er auch anders kann. Mit dem langjährigen Wissenschafts- und Bildungsminister Zöllner zieht ein Alphatier ins Berliner Kabinett. Wowereit akzeptiert ihn, weil er sich von Zöllner Erfolge verspricht. Dazu zählen effizientere Verwaltungen für Kitas, Schulen und Universitäten.
Der neue „Supersenator“ geht mit viel Lob an seine schwierige Aufgabe. Von ihm hängt entscheidend ab, ob die Neuauflage von Rot-Rot zu einer „Ära“ wird. Das wünscht sich die Linkspartei, die beweisen will: Hohe Sozialstandards lassen sich auch unter hohem Finanzdruck durch kluge Umbauten erhalten.
Wowereit braucht Zöllner, wie Zöllner Wowereit braucht. Nur die dauerhafte Unterstützung durch den Regierenden kann den Erfolg der Umbauten sichern. Dabei wird es auch immer wieder zu Reibereien kommen. Unter anderem, weil bei Schulen, Kitas, Universitäten stets viele mitreden wollen. Der scheidende Bildungssenator Klaus Böger hat diesen vielstimmigen Chor nicht übertönen können. Umso klarer wird der selbstbewusste Zöllner sich Gehör zu verschaffen suchen. Gegebenenfalls auch im Streit mit seinem Chef. Das wird der Machtmensch Wowereit aushalten müssen. Seine Entscheidung für Zöllner als Senator zeigt, dass er dazu bereit ist.