WOHIN IN BREMEN?
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■ Diverse Tage, immer 20 Uhr

Schnaps etc.

Die Golden City Hafenbar geht in die zweite Saison, es folgen drei Attraktionen im Schnelldurchlauf: Am Dienstag wird Uwe Lübbermann, Gründer einer Getränkefirma, die es sich zum Auftrag gemacht hat, „die Wirtschaft zu hacken“, einen Vortrag halten. Titel: „Die unmögliche Firma“. Am Donnerstag werden unter Anleitung von „RamonaRamonRammé“ ABBA-Lieder gesungen; der Text wird an die Wand geworfen, die Stücke sind bekannt. Am Freitag wiederum stellt Brigitta Rust „piekfeine Brände vor“. Es darf also – das Programm spricht von „Verkostung“ – gepichelt werden.

Golden City Hafenbar

■ Donnerstag, 20 Uhr

Es kratzt, schabt und dröhnt

Manchmal fragt man sich schon, warum es so lange gedauert hat, bis jemand auf diesen Band- beziehungsweise Projektnamen gekommen ist. Das Duo Leise Dröhnung jedenfalls erweist sich als würdiger Träger: Die Musik, die Niklas Seidl (elektrisch verstärktes Cello) und Steffen Ahrens (Gitarre) spielen, ist filigran und zehrend zugleich. Die beiden fokussieren sich in ihren Programmen auf junge Komponistinnen und Komponisten Neuer Musik, es kratzt und schabt. Man muss nun davon ausgehen, dass Menschen, die mit Musik, die als schwierig gilt, nicht von Haus aus zu tun haben, sich nicht ohne Weiteres von den Freuden der strukturierten Dissonanz überzeugen lassen. Das Konzert der Leisen Dröhnung jedenfalls böte offenen Geistern gute Gelegenheit. Wer vorher wissen will, was ihn erwartet, kann unter http://leisedroehnung.de/sounds.html reinhören. Das Konzert findet statt im Rahmen der verdienstvollen Reihe für elektronische Musik (REM) der Projektgruppe Neue Musik (PGNM).

Weserburg

■ Donnerstag und Freitag, 20 Uhr

Zeit der Kannibalen

Wer am Dienstag in der Golden City Hafenbar war (siehe links), weiß es bereits: Es läuft nicht alles rund im Kapitalismus. Einem einschneidenden Aspekt unserer nach wie vor äußerst zählebigen Wirtschaftsordnung wird in Johannes Nabers Film „Zeit der Kannibalen“ mit analytischem Witz nachgegangen: Sie macht die Leute verrückt. Die Irrsinnspotenziale werden am exemplarischen Beispiel eines Trios von Unternehmensberatern entfaltet, das den Kontakt zur Wirklichkeit da draußen weitgehend verloren hat und auch dann nicht so recht wiederherzustellen vermag, wenn der Bürgerkrieg vor dem Business-Hotel losbricht. Spiegel online war begeistert: „Mit zunächst noch schadenfrohem Grinsen schaut man zu, wie aus großmäuligen Besserwissern drei wimmernde, kotzende Bündel werden, die Angst um ihr erbärmliches Leben haben. Und das Grinsen wandelt sich, fast ohne dass man es merkt, in Entsetzen.“ Kurz: eine der nicht eben zahlreichen gelungenen deutschen Komödien, die es sich trauen, boshaft zu sein.

City 46

■ ab Montag, 20 Uhr

Eugen Roth

Benedikt Vermeer, Intendant, Regisseur und Schauspieler am nach eigener Aussage „kleinsten Theater der Welt“ (zwanzig Plätze), rezitiert an vier Tagen dieser Woche Eugen Roth. Der Müncher Roth, einer der populärsten Dichter hierzulande und einer der wenigen deutschsprachigen außerdem, dessen Sinnsprüche tatsächlich eine große Komik entfalten, schaffte es, selbst Ernüchterndes heiter tönen zu lassen: „Ein Mensch erblickt das Licht der Welt – / Doch oft hat sich herausgestellt / Nach manchem trüb verbrachten Jahr, / Daß dies der einzige Lichtblick war.“

Literaturkeller