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Hauptsache hochklassig!

ZWEITE LIGA Beim 0:0 gegen Aalen offenbart RB Leipzig noch Anpassungsschwierigkeiten. Der Durchmarsch in die Bundesliga wird keine Selbstverständlichkeit

Die Zweite Liga begann für Leipzig so, wie sie vor 16 Jahren geendet hatte: mit einem torlosen Unentschieden

LEIPZIG taz | Als das erste Zweitligaspiel der Vereinsgeschichte begann, rollten die Fans von RasenBallsport Leipzig ein Spruchband aus: „16 Jahre verschollen – jetzt wieder auf Kurs“, war zu Beginn der Partie gegen den VfR Aalen zu lesen. Es klang nach vermeintlich feiner Ironie, denn so lange gibt es den neuen Lieblingsfeind der deutschen Fußballszene noch gar nicht.

Viel mehr machten die Fans deutlich, worum es ihnen geht: Hochklassigen Fußball in Leipzig. Denn das Spruchband galt über Vereinsgrenzen hinweg: Vor 16 Jahren stieg der VfB Leipzig gegen aus der Zweiten Liga ab. Und seitdem nie wieder auf.

Mittlerweile gibt es den Verein gar nicht mehr. Nachfolger Lokomotive Leipzig spielt in der Oberliga. Der große Konkurrent, Sachsen Leipzig, hat nach mehreren Insolvenzen nicht einmal die Lizenz für die Stadtliga erhalten. Längst ist RB Leipzig, bundesweit umstritten, die Hoffnung der Stadt. Dafür nimmt man auch in Kauf, dass ein österreichischer Brausehersteller der ostdeutschen Metropole wieder eine goldene Fußball-Zukunft schenkt.

Denn RB Leipzig will noch viel höher hinaus, mindestens dorthin, wo seit zwanzig Jahren keine Leipziger Mannschaft mehr spielte: In die Bundesliga. Die zweite Liga ist genauso eine Zwischenstation wie es die dritte und vierte waren. Die Ambitionen des Aufsteigers sind genauso unbegrenzt wie die Möglichkeiten des Geldgebers. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz persönlich sprach die Tage offensiv von der Meisterschaft. In Deutschland wohlgemerkt, nicht in Österreich, wo Partnerklub Salzburg bereits Titel sammelt.

Leipzigs Mannschaft folgt diesem Rhythmus. Aggressives Pressing, schnelles Umschalten, hohes Verteidigen. Kapitän Daniel Frahn beschreibt das so: „Sprint, Sprint, Sprint“. Entsprechend setzt Sportdirektor Ralf Rangnick auf junge, gut ausgebildete Talente.

Gegen Aalen musste die junge Mannschaft vor 21.000 bei Zuschauern noch Lehrgeld zahlen. In einer forschen ersten halben Stunde nutzte sie ihre guten Torchancen nicht. Am Ende hatte sie ein zu hohes Tempo vorgelegt und sich bei großer Hitze übernommen. Auch deshalb rüstet RB Leipzig weiter auf. Vom AC Florenz kommen der einmalige deutsche Nationalspieler Marvin Compper und der kroatische WM-Teilnehmer Ante Rebic. Am Sonntag trainierten die beiden schon mit der Mannschaft. Für einen wie Kapitän und Identifikationsfigur Frahn wird es schwer, noch regelmäßig zu spielen. Der schnelle Aufschwung bei RB Leipzig nimmt keine Rücksicht auf alte Helden. Alles wird den ambitionierten Zielen untergeordnet. Ein Übergangsjahr, um die junge Mannschaft langsam an die Bundesliga heranzuführen, scheint nicht geplant.

Dabei befindet sich nicht nur der sportliche Bereich noch im Umbruch. Auch das Umfeld scheint gerade größere Probleme zu haben, dem vorgegebenen Tempo zu folgen. Die Technik im Stadion wurde zuletzt eilig installiert. Auch am Samstag wuselten aufgeregt dutzende Funktionsträger durch die sporadisch aufgebaute Mixed Zone. Wo einen sonst mit Logos überfüllte Hintersteller begegnen, herrscht bei RB Leipzig noch dezente Zurückhaltung. Viele externe Werbepartner hat der Verein nicht – und braucht siewohl auch auch nicht.

Dafür glänzt alles schön neu. Der Bus, der Caterer, der Ausrüster. Zumindest oberflächlich ist es ein Hochglanzprodukt. Doch aufgrund einer denkbar kurzen Sommerpause ging es im Hintergrund chaotisch zu. Die Zweitliga-Vorbereitung konnte wegen der Lizenzprobleme erst verspätet beginnen, die Lieferung der Fanutensilien wurde wegen des neuen Logos verzögert. Und beim ersten Testspiel gegen Paris Saint-Germain im Juli regten sich die Fans über mangelnde Versorgung mit Essen und Trinken auf. Statt mit rund 35.000 Zuschauern schien der neue Caterer eher mit 3.500 gerechnet zu haben und verhob sich gleich noch daran, an dem Tag weitere Aufträge in ganz Sachsen angenommen zu haben. Das zeigt, dass sich der Verein zwar fast alles leisten, aber eben nicht alles sofort perfekt planen kann. Das gilt auch für den Fußball.

Die Zweite Liga begann für Leipzig so, wie sie vor 16 Jahren endete: mit einem torlosen Unentschieden. JOHN HENNIG