: Die Ware Schönheit
Schöne Anfänge: Die Schönheitsoperation ist eine Abwandlung der plastischen Chirurgie, meist der Wiederherstellungschirurgie. Die ersten Beispiele plastischer Chirurgie finden sich im Jahre 800 vor Christus: In Indien wurden Hauttransplantationen an Patienten durchgeführt, die durch Kriegsverletzung, Folter oder Krankheit entstellt waren. Die erste Schönheitsoperation, die in Deutschland aus ästhetischen und psychologischen Gründen durchgeführte wurde, war im Jahre 1898 die Begradigung einer Nase, die ihrem Besitzer zu „jüdisch“ vorkam.
Schöne Nasen: Teheran ist die Hauptstadt der Nasenkorrekturen. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, aber angeblich werden pro Jahr 100.000 Nasenkorrekturen in der iranischen Hauptstadt durchgeführt. Allein in Teheran operieren 3.000 Schönheitschirurgen. Erfahrungen konnten die plastischen Chirurgen während des Iran-Irak-Krieges in den 80er-Jahren sammeln. Heute gilt es bei iranischen Jugendlichen als schick, eine operierte Nase zu haben, und das Nasenpflaster ist ein Modeaccessoire.
Schöne Partys: Die Tupperparty des 21. Jahrhunderts ist die Botox-Party. „In 5 Minuten um Jahre jünger aussehen? Einfach ein Beauty Shopping? Bequem zu Hause, im Kreise von Gleichgesinnten?“ So werben Botox-Party-Anbieter im Internet. Ambulant und direkt zu Hause wird Botulinumtoxin A in Gesichtsmuskeln gespritzt, es hemmt die Übertragung von Nervenimpulsen, die das Zusammenziehen der Muskeln auslösen und damit zur Bildung der mimischen Falten beitragen. Im Handumdrehen faltenfrei!
Schönes Angebot: Ein einzigartiges Angebot zum Valentinstag gibt es in China. Dort können sich Paare zum Spartarif die Nase operieren oder die Augenlider straffen lassen.
Schöne Zahlen: Pro Jahr werden hierzulande 400.000 bis 800.000 Eingriffe durch Schönheitschirurgen vorgenommen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Die häufigsten Operationen sind Brustchirurgie, Fettabsaugen, Nasenkorrektur und Lidplastik. Wenn man Statistiken hochrechnet, sterben bei 200.000 Fettabsaugungen pro Jahr 40 Patienten. Nach dem Fettabsaugen kann es zu Blutdruckabfall und einer Verlangsamung des Herzrhythmus kommen, die schließlich zum Herzstillstand führen können. Selten gelangen Fettzellen in die Blutbahn und verstopfen diese. Ein Viertel der Schönheitsoperationen wird an 15- bis 25-Jährigen durchgeführt.
Schöne Tests: Bereits 2002 fand die Stiftung Warentest heraus, dass die Patientenberatung vor Schönheitsoperationen lückenhaft und unzureichend ist. 30 Ärzte, Kliniken und Institute wurden genauestens unter die Lupe genommen und nach der Qualität der Beratungsgespräche untersucht. Befragungen nach der Krankenvorgeschichte, Aufklärung über Betäubungsverfahren und mögliche Komplikationen seien völlig vernachlässigt worden. Fazit: Nicht einmal jeder sechste Arzt klärte über das Todesfallrisiko beim Fettabsaugen auf.
Schöne Bescherung: Bei einigen Patienten verläuft die Operation alles andere als positiv. Zu den gravierendsten Folgeschäden gehören durch Lasertherapie verursachte Verbrennungen und Narben, Verrutschen und Aufplatzen von Brustimplantaten, Atemprobleme nach Nasenkorrekturen, Bauchdellen oder sogar Koma nach Fettabsaugungen. Die genaue Anzahl dieser Fälle ist nicht ermittelbar, da Patienten oft aus Scham darauf verzichten, die behandelnden Ärzte zur Rechenschaft zu ziehen, oder außergerichtliche Einigungen mit ihnen erzielt haben. POUYEH ANSARI