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Der Wiedergewählte: Müller bleibt Rektor

Ohne Gegenkandidaten geht der Uni-Chef in die zweite Amtszeit. Studiengebühren sind für ihn „kein Tabu“ mehr

Wilfried Müller ist für weitere fünf Jahre zum Rektor der Bremer Universität gewählt worden. Er erhielt 16 Jastimmen, fünf Voten waren ungültig. „Nein“ und Enthaltung waren bei der Abstimmung im Akademischen Senat nicht möglich. Müller war der einzige Kandidat, da die Bewerbungskommission etliche externe Kandidaten aus formalen Gründen nicht zugelassen hatte.

Anschließend kündigte Müller an, „neue wissenschaftliche Schwerpunkte etwa in den Geistes- und Erziehungswissenschaften“ zu fördern – die Behindertenpädagogik etwa steht allerdings kurz vor ihrer Schließung. Weiter erklärte Müller, der sich als „ursprünglich prinzipieller Gegner von Studiengebühren“ bezeichnet, dass deren Einführung „angesichts der Realität in der Mehrzahl der Bundesländer kein Tabu mehr“ für ihn darstelle. Bedingung sei allerdings, dass die Gebühren „dauerhaft zu hundert Prozent dem Uni-Etat zugeführt“ würden und dass durch ihre Einführung keinem Studierwilligen „ein Studium faktisch verwehrt“ werde.

Beim Asta rechnet man damit, dass das Thema bald nach der Bürgerschaftswahl im Mai auf den Tisch kommt. Derzeit werden an der Bremer Universität Gebühren nur für Studierende erhoben, die die Regelstudienzeit um mehr als zwei Semester überschreiten. Die geplante Einführung von restriktiven Studienkonten liegt nach einer erfolgreichen Klage des Hamburger Asta auch in Bremen auf Eis.

Müllers eigener Bildungsweg ist durchaus interdisziplinär: Zunächst studierte er Chemie, um dann im Fachbereich Sozialwissenschaften der Hamburger Uni zu promovieren. Derzeit bekleidet er eine (ruhende) Professur im Fachbereich Physik/Elektrotechnik. Im Gegensatz zu Elmar Schreiber, dessen Wiederwahl als Rektor der Bremer Fachhochschule gerade scheiterte, gilt Müller als rhetorisch und strategisch klug agierender Hochschulpolitiker. Erst vor kurzem übte er einen demonstrativen Schulterschluss mit den Studierenden in Bezug auf die Kürzungsauflagen seitens des Senats. Gestern beschloss auch der Akademische Senat, den Hochschulentwicklungsplan (HEP V), der diesen genügen sollte, auszusetzen.

Die „notwendigen Sparmaßnahmen“ würden die weitere Zusammenarbeit „nicht immer einfach machen“, erklärte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) in seiner Gratulation zu Müllers Wiederwahl. Er schätze den Rektor jedoch als „äußerst engagierten Interessenvertreter der Universität“. Henning Bleyl

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