LIEBESERKLÄRUNG
: Roland Koch

ER TRITT STÄNDIG AB UND KOMMT DOCH ZURÜCK: NUN SAGT ER ADE ALS VORSITZENDER DES BAUKONZERNS BILFINGER

Gerne verabschiedete er sich, doch immer kam er zurück. Roland Koch trat als hessischer Ministerpräsident ab, aus der Landespolitik, aus der Bundespolitik. Am Montag ging er als Vorsitzender des Baukonzerns Bilfinger. Und wo er wieder mal dabei war, verkündete er auch gleich den Abschied aus der ganzen Politik.

Oft wurde er mit Schmähungen bedacht wie „Hessenhimmler“ oder „Roland Barnabas Koch“. Zu Unrecht. Denn Koch – mit immer korrektem Seitenscheitel – regierte zwar mit harter Hand. Aber mit plumper Hetze am rechten Rand zu fischen, war seine Sache nicht. So machte ihn die Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft 1999 abseits der Konservativen beliebt – und die Hessen-CDU zu einer Partei der Mitte.

Roland Koch aber schenkte uns nicht nur Abtritte zur rechten Zeit, sondern auch viele Bonmots in breitem Hessisch: die Forderung nach „brutalstmöglicher Aufklärung“, nachdem er in Sachen CDU-Spenden geflunkert hatte: sprichwörtlich; sein Leitsatz „Ich habe den Hessen nie angedroht, mein ganzes Leben lang Ministerpräsident sein zu wollen“: so wahr; der Slogan „Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen!“: saukomisch.

Unvergessen auch die Titel der Titanic: „Ethik-Kommission ratlos: Wo beginnt menschliches Leben?“ mit einem zerknautschten Koch (2011 äußerte er sich pro Stammzellenforschung) und „Schweinchen Babe will’s nochmal wissen!“ mit einem auf einem Geldkoffer hockenden Ferkel Koch (2003 gewann er die Landtagswahlen). Zu seinem Rücktritt gab’s das Ganze noch einmal als Abschiedskarten. Tschüss, Roland, zum Ersten, zum Zweiten. Zum Dritten.

Aber wieder wuchs er wie Phönix aus der Asche. Und wieder: Abtritt (siehe oben). Roland Koch jedenfalls sollten sich jene als Vorbild nehmen, die so brutalstmöglich lang auf ihren Sitzen kleben. SONJA VOGEL