: Spitzenspiel trotz ostdeutscher Hordenbildung
Drittliga-Fußballspiel zwischen Düsseldorf und Dresden soll stattfinden. Polizei bereitet sich nach Ausschreitungen von Dynamo-Hooligans auf ein „besonderes Spiel“ vor. Bis zu 5.000 Fans aus Sachsen werden Samstag am Rhein erwartet
DÜSSELDORF taz ■ Trotz schwerer Ausschreitungen von Dresdner Hooligans soll das Drittliga-Spitzenspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Dynamo Dresden am kommenden Samstag stattfinden. „Aus polizeilicher Sicht sehen wir keine Bedenken“, sagte Sprecherin Iris Fourné vom NRW-Innenministerium – Ressortchef Ingo Wolf (FDP) hatte unlängst eine harte Linie gegen Gewalt im Fußball angekündigt. Dresdens Teammanager Peter Tauber zum Spiel in Düsseldorf: „Eine Absage war nie ein Thema.“ Tauber erwartet in der LTU-Arena zwischen 3.000 und 5.000 Dynamo-Anhänger. Mehrere Dutzend teils vermummte Dresdner Hooligans hatten die Dynamo-Spieler beim Training am Sonntag auf dem Vereinsgelände attackiert. Dynamo hatte am Vorabend ein Heimspiel gegen Osnabrück verloren.
„Wir werden diese aktuellen Vorkommnisse in unsere Einsatzstrategie miteinbeziehen“, sagte Andreas Schogalla von der Düsseldorfer Polizei. Die Ordnungshüter seien „sehr gut vorbereitet“ auf dieses „besondere Spiel“. Man werde ausreichend „Kräfte“ vor Ort haben, um gegen mögliche Gewalttäter vorzugehen, sagte Schogalla. Auch szenekundige Beamte würden am Samstag am Rhein eingesetzt.
Während die Gewalt in den NRW-Fußballstadien eher zurückgeht, eskalierten die Ausschreitungen zuletzt bei Spielen in Ostdeutschland. Die Fans des Ex-DDR-Traditionsvereins Dynamo Dresden gelten als problematisch. „Ein besonders negatives Beispiel in diesem Zusammenhang ist Dynamo Dresden“, sagte der Fußball-Soziologe Gunter A. Pilz unlängst im taz-Interview. Gewalt und Rassismus gehören zum Alltag bei Spielen des sächsischen Clubs. Hinzu kommt in letzter Zeit eine sportliche Krise und interne Konflikte zwischen Vereinsführung, Spielern und Fans.
Negativer Höhepunkt war die Hooligan-Hatz auf die eigenen Profis am Sonntag. Rund 50 wütende Männer hätten den Weg der Mannschaft blockiert und Spieler beschimpft, hieß es in lokalen Medienberichten. Zudem sollen Feuerwerkskörper abgeschossen und Schüsse aus einer Schreckschusspistole abgegeben worden sein. Der Polizeisprecher sagte, dass aufgebrachte Fans beim Training rumpöbeln, sei nichts Neues. „So etwas wie jetzt hat es aber bundesweit wohl noch nicht gegeben“, fügte er hinzu. „Das war richtig heftig.“ Geklärt werden solle auch, warum Verantwortliche des Klubs die Polizei nicht informiert hätten. Die Beamten erfuhren erst durch einen am Sonntagabend ausgestrahlten TV-Bericht von der Randale.
Mit dem fast schon üblichen Entsetzen hat DFB-Verbandspräsident Theo Zwanziger auf die jüngsten Übergriffe der Dynamo-Dresden-Hooligans am Sonntag reagiert. „Es ist beängstigend. Das ist ein gefährliches Umfeld wie auch in anderen klassischen Fußball-Hochburgen im Osten. Da muss man nur mit dem Streichholz an die Lunte kommen, dann explodiert alles“, sagte Zwanziger gestern.
Verständnis zeigte der Verbandschef für die Dresdner Spieler, die nach dem Vorfall angeblich sogar einen Verzicht auf das Auswärtsspiel in Düsseldorf in Erwägung ziehen. „Das kann ich gut nachvollziehen, wenn sich ein Mensch bei der Erfüllung seiner Aufgabe körperlich bedroht fühlt. Mir würde es nicht anders gehen, wenn ich nur von Bodyguards umringt wäre“, sagte der DFB-Präsident. Dynamo-Manager Peter Tauber schließt indes aus, dass die Spieler die Partie in Düsseldorf boykottieren könnten: „Das war eine Medienente.“ Dynamo Dresdens Team werde auf jeden Fall am kommenden Samstag antreten.
MARTIN TEIGELER