: Ausbau, aber bitte günstig
ASSISTENZ Mehr Personal für die Kinderkrippen will die niedersächsische Landesregierung finanzieren. Kritiker stört, dass es statt Erziehern nur Sozialassistenten sein sollen
Ab 2015 wird es an den niedersächsischen Krippen eine dritte Betreuungskraft geben. Die rot-grüne Landesregierung zahlt den Kommunen als Träger der Einrichtungen nach Angaben von SPD-Kultusministerin Frauke Heiligenstadt aber nur die Kosten für Sozialassistenten – nicht für Erzieher. Befürworter der Aufstockung begrüßten zwar die grundsätzliche Verbesserung des Betreuungsschlüssels, kritisierten aber auch gleich diese Beschränkung.
„Mehr Zeit und Aufmerksamkeit“
Nachteile für die Kinder erwarte sie nicht, sagte SPD-Kultusministerin Frauke Heiligenstadt gestern in Hannover. „Kinder können sich besser entwickeln, wenn mehr Zeit und Aufmerksamkeit für sie da ist“, so Heiligenstadt. Mit der dritten Kraft werde sich die Betreuungssituation deutlich verbessern.
Für Krippengruppen mit 15 Kindern sind in Niedersachsen bisher gesetzlich zwei Erzieherinnen nur dann vorgeschrieben, wenn die Hälfte der Kinder älter als zwei Jahre ist. Ist die Hälfte der Kleinen jünger als zwei, darf die Gruppe höchstens 12 Mädchen und Jungen umfassen. Künftig würden dann fünf Kinder auf einen Betreuer kommen.
„Frau Heiligenstadt rechnet sich das schön“, sagte Rüdiger Heitefaut von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die nur zwei Jahre dauernde Ausbildung der Sozialassistenten entspreche nicht den Anforderungen an Betreuer in Krippen. „Diese müssen mindestens das Niveau eines Erziehers haben mit den pädagogischen Kenntnissen.“
„Unser Idealbild sind natürlich drei Erzieher“, sagte auch Lars Kelich von der Kita-Volksinitiative. Diese hatte 100.000 Unterschriften für eine dritte Kraft gesammelt. Er hoffe, dass bis auf Ausnahmefälle drei Erzieher zum Einsatz kämen. Mehrkosten muss die jeweilige Kommune selbst tragen.
Heiligenstadt geht davon aus, dass mit den 39 Millionen Euro, die für das kommende Jahr veranschlagt sind, mehr als die Hälfte der niedersächsischen Krippen besser ausgestattet werden kann. Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2021 alle Krippen im Land stufenweise mit einer dritten Kraft besser auszustatten. Für 2021 erwartet sie Kosten in Höhe von rund 142 Millionen Euro.
5.000 neue Plätze
Zwischen 2016 und 2018 sollen außerdem für rund 51 Millionen Euro zusätzliche Krippenplätze und qualitative Investitionen aus Bundesmitteln bereitgestellt werden. Das soll Niedersachsen 5.000 zusätzliche Krippenplätze bescheren. Derzeit werden Heiligenstadt zufolge knapp 36.000 Kinder in den landesweit 2.800 Krippengruppen betreut. (dpa)