: „Gespaltene Gesellschaft“
3. Nordforum zum Thema Verteilungsgerechtigkeit
■ 62, ist seit 1972 wissenschaftlicher Referent im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut Düsseldorf.
taz: Herr Schäfer, worum geht es bei Ihrem Forum?
Schäfer: Im Forum des DGB Nord und der Nordelbischen Kirche geht es darum, wie man die Spaltung der Gesellschaft aufheben kann – die sozial-ökonomische wie auch die moralische. Es gibt eine überspannte Einkommensschere, das Vermögen liegt konzentriert in wenigen Händen.
Wie passen der kirchliche und der gewerkschaftliche Gerechtigkeitsbegriff zusammen?
Der theologische Begriff ist metaphysischer Natur. Der der Gewerkschaften ist praktisch gedacht und zielt auf die gerechte Verteilung von Gütern – zusammen bilden sie eine Plattform für sozial-ökonomische und ethische Korrekturen an unserem Gesellschaftsmodell. Ungerechte Verteilung spaltet Gesellschaften immens: jeder sechste EU-Bürger stand 2008 am Rande der Armut.
Weil 65 Prozent der Arbeit in Deutschland unbezahlt geleistet wird...
... worunter ja auch die innerfamiliäre Arbeit erwerbstätige Frauen fällt.
Nehmen wir dann noch den Demografiewandel hinzu...
... und lösen die heutigen Probleme nicht zeitig, ist unser Sozialmodell nicht mehr finanzierbar. An Verteilungsgerechtigkeit ist dann nicht mehr zu denken. Verspätete Reparaturversuche kitten das System nicht.
Vielleicht ja das „bedingungslose Grundeinkommen“?
Nein. Es ist nicht finanzierbar. Die große Anhängerschaft dieses Modells ist verständlich. Bekäme aber jeder Mitbürger von Geburt an 800 Euro, würde das den Staat 800 Mrd. Euro im Jahr kosten. INTERVIEW: GUM
Offene Diskussion mit Prof. Matthias Möhring-Hesse, Bischof Gerhard Ulrich, Uwe Polkaehn: 14 bis 18 Uhr, Martin Luther King Kirchengemeinde