: Gesichter und Autos in Landschaften
Die Wiederentdeckung der Porträtfotografie: Das Kölner Museum Ludwig zeigt Arbeiten von Bernhard Fuchs
Bernhard Fuchs wandert leidenschaftlich gern, schon immer. Durch das ländliche Mühlviertel in seiner Heimat Österreich, durch Leipzig oder Düsseldorf, wo der 36-Jährige studierte und wohnt. Natürlich hat der Fotograf dabei immer seine Kamera dabei. Und wenn er einen Menschen trifft, dann fragt er oft, ob er ihn fotografieren darf.
Die Ganz- oder Halbkörperporträts werden aus mittlerer Distanz aufgenommen. Die Porträtierten nehmen keine exaltierten Posen ein, sondern zeigen sich eher steif und ernsthaft, immer selbstbewusst, gelassen und aufmerksam– egal ob alte Frauen und Männer oder Kinder und Jugendliche, die mittlere Generation ist eher die Ausnahme. Mit diesen unverstellten Momentaufnahmen erweist sich Fuchs als ein Vertreter der jungen Fotografen, die die Porträtfotografie wiederentdeckt haben und dabei auf einen dokumentarischen Stil zurückgreifen, der seine Wurzeln im frühen 20. Jahrhundert hat. Nicht von ungefähr erinnern seine Bilder an August Sanders Zyklus „Menschen des 20. Jahrhunderts“.
Zwei Dutzend seiner Arbeiten sind jetzt in einer Kammerausstellung des Kölner Museums Ludwig zu sehen. Sie zeigen, wie Fuchs die Philosophie seiner beiden Lehrer zu einer eigenen Sichtweise verbindet. Da ist zum einen die seriell-dokumentarische, formal strenge Herangehensweise von Bernd und Hilla Becher, zum anderen die reflektierte Verortung des Individuums in der Gesellschaft, für die Timm Rautert steht. „Gesellschaft“ sind bei Fuchs die Landschaft, die bearbeiteten Felder, Scheunen und einsamen Gehöfte im Hintergrund oder die Stadtarchitektur. Er arbeitet analog und in Farbe, bevorzugt die „Unschärfe“, die diese Technik gegenüber der digitalen hat. Und er mag deswegen den bewölkten Himmel, der harte Licht-Schatten- Kontraste abmildert.
Als neues Thema hat Fuchs seit einigen Jahren Autos entdeckt, wie sie manchmal einsam und scheinbar verlassen auf einem Waldweg oder einem Parkplatz stehen. Auch sie fotografiert er beinahe unambitioniert, doch wecken sie gerade dadurch die Neugier und Phantasie des Betrachters: Wer ist der Besitzer, was tut er im Moment, wann kommt er wieder, kommt er überhaupt wieder? Ein Hauch von „Tatort“ umweht diese Mischung aus Porträt, Stillleben und Landschaftsaufnahme. Das künftige Thema schiebt sich bei diesem Zyklus langsam in den Vordergrund: Fuchs kann sich vorstellen, bald „reine“ Landschaftsaufnahmen zu machen.JÜRGEN SCHÖN
Bis 13. Mai, Museum Ludwig Infos: 0221-26165