DEUTSCHE BISCHÖFE HABEN SICH IN ISRAEL IN DER WORTWAHL VERGRIFFEN : Routinen der Empörung
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas erleben. So erging es auch den deutschen Bischöfen, die gerade von einer siebentägigen Pilgerreise aus Israel zurückgekehrt sind. Überwältigt von den vielen Eindrücken, ist manchen von ihnen dabei wohl etwas durcheinandergeraten. Der notorische Augsburger Bischof Mixa etwa sprach gegenüber Journalisten von einer „Ghettoisierung“ der Palästinenser. Und der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verglich die Lage in Ramallah zumindest indirekt mit der Situation im Warschauer Ghetto.
Vor allem dieser Vergleich hat erwartbaren Protest hervorgerufen: „Entsetzen und Empörung“ bekundete etwa der israelische Botschafter Shimon Stein, und der Vizepräsident des deutschen Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, meinte gar, die Äußerungen hätten „antisemitischen Charakter“. Zwar gehören Vergleiche mit der Nazi-Vergangenheit in Israel selbst zum politischen Alltag. Doch insbesondere für Deutsche verbietet sich jeder Gleichsetzung der israelischen Gegenwart mit den Schrecken des Nazi-Regimes. Und gerade für Katholiken gibt es wenige Gründe, sich gegenüber Juden oder Israelis moralisch aufzuplustern. Die Bischöfe haben sich daher eindeutig in ihrer Wortwahl vergriffen.
Die routinierte Empörung des israelischen Botschafters soll allerdings auch nur davon ablenken, dass er von den deutschen Bischöfen am liebsten gar keine Kritik an seinem Land gehört hätte. Aber was hätte die Reisegruppe denn sonst sagen sollen angesichts der monströsen Mauer, die etwa die Stadt Bethlehem abriegelt? „Schönes Bauwerk“?
Dem israelischen Botschafter wäre es sicher lieber gewesen, wenn sich die deutschen Bischöfe am Strand von Tel Aviv in die Sonne gelegt hätten wie andere Touristen auch. Wer nur die sonnigen Seiten des jüdischen Staats kennt, dem fällt es nicht schwer, von ihm zu schwärmen. Wer aber auch einen Blick in die Hinterhöfe werfen darf, dessen Urteil fällt etwas anders aus. Denn für die bedrückende Lage der Bevölkerung in den palästinensischen Gebieten trägt Israel als Noch-immer-Besatzungsmacht nun mal maßgebliche Verantwortung. Daran sollte man auch als Bischof aber besser rein sachliche und nüchterne Kritik üben. DANIEL BAX