: Windbauer verzweifelt gesucht
JOBPERSPEKTIVEN Service-Monteure in der Windbranche sind gefragt. Gesucht sind vor allem Elektriker. Gefordert wird Fitness und eine hohe Reisebereitschaft. Eine Akademie in Bremen bildet gezielt Quereinsteiger aus
87.000 Menschen arbeiten bundesweit bei Anlagenherstellern, Betreibern und Zulieferbetrieben.
■ Die Steigungsrate betrug im vergangenen Jahr 22,4 Prozent laut der Studie des Wissenschaftsladens Bonn.
■ Über 14 Prozent des Bundesstromverbrauchs wird aus Windenergie gedeckt.
■ Bis zu 8.000 Stunden beträgt die durchschnittliche jährliche Betriebsdauer einer Windkraftanlage in der Strom ins Netz eingespeist wird.
■ Massiv Personal benötigen seit 2007 die Firmen. Die Branche ist auf Quereinsteiger angewiesen. Gelernte Elektriker zählen zu den Wunschkandidaten der Unternehmen. GUM
VON GUNNAR MATZEN
Die Branche der erneuerbaren Energien bleibt weiterhin ein Garant für gute Bilanzen. Alleine im vergangenen Jahr betrug nach der Studie des Wissenschaftsladens Bonn die Steigungsrate der Windenergiebranche 22,4 Prozent. Knapp 87.000 Menschen arbeiten mittlerweile bundesweit bei Anlagenherstellern, Betreibern und Zulieferbetrieben.
Diese Firmen kämpfen alle mit dem gleichen Problem: Trotz voller Auftragsbücher können die angestrebten Produktionsspitzen nicht abgefangen werden, weil der Arbeitsmarkt leergefegt ist. Zudem sinken die Bewerberzahlen kontinuierlich. Für hochqualifizierte Fachkräfte natürlich eine schöne Lage: Fast jeder bekommt kurzfristig eine Stelle.
Das weiß auch Gabriele Möhlenkamp, Projektleiterin der „edwin Academy“ aus Bremen zu berichten. Die Weiterbildungseinrichtung bildet Quereinsteiger als Fachkräfte für Windenergieanlagen aus. „Unsere Vermittlungsquote liegt bei 94 Prozent derjenigen, die bei uns erfolgreich einen Abschluss gemacht haben.“ Die Akademie könne sich vor Abwerbeversuchen von Firmen kaum retten: „Viele Absolventen bekommen schon während der Fortbildung eine verbindliche Zusage von Unternehmen“, sagt Möhlenkamp, „und landen direkt in der Branche.“
Doch welche Anforderungen gibt es? „Firmen suchen überwiegend gelernte Elektriker, die dann als Servicemonteur arbeiten“, sagt Möhlenkamp. Aber wegen der Knappheit an Fachkräften haben auch andere eine Chance.
Wer sich zum Servicemonteur umschulen lassen möchte, muss in guter körperlicher Verfassung sein. Das wird auch in Fitness-Tests geprüft. „Arbeiten in großer Höhe erfordern vieles – Koordination, Belastbarkeit und Gelenkigkeit“, sagt Möhlenkamp. Aber viele wollen genau das. Raus aus Anzug und Büro, rein in einen Outdoor-Beruf mit „Reisetätigkeit“. Und einen Arbeitsplatz in einer Höhe zwischen 70 bis 100 Metern. Trotz Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden am Tag.
Gabriele Möhlenkamp, Projektleiterin
Seit 2007 benötigen die Firmen so viel zusätzliches Personal, dass dies durch Nachwuchsausbildung oft gar nicht aufgefangen werden kann. Die Branche ist enorm auf Quereinsteiger aus anderen Berufen angewiesen. Handwerker aus dem Bereich der Metallverarbeitung hätten ebenso wie Elektriker sehr gute Chancen, um mit einer Fortbildung in dem Sektor alternativer Energien arbeiten zu können, berichtet Möhlenkamp. Eine individuelle Beratung bei der „edwin Academy“ oder einem Gespräch mit der Handelskammer sei Interessierten immer zu empfehlen.
Neben der klassischen Fachausbildung sind branchenspezifische Berufserfahrungen von Bedeutung. Fächerübergreifendes Wissen ist gefragt. Die interne Weiterbildung nimmt mittlerweile in Unternehmen der erneuerbaren Energien einen hohen Stellenwert ein.
Weiche Qualifikationsmerkmale wie Teamfähigkeit, Eigeninitiative und Engagement werden in der Branche vorausgesetzt. Und weil mittlerweile international gearbeitet wird, sind Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen wichtig.